© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    38/99 17. September 1999


Zeitschriftenkritik: "Die Stachelbeere"
Aussöhnung mit der Natur
Werner Olles

Herausgegeben wird Die Stachelbeere –Rundbrief für Bioregionalismus und spirituelle Ökologie, die bislang in 15 Ausgaben erschienen ist, vom "Arbeitskreis Bioregionalismus Südwestfalen", der sich im Juni dieses Jahres in "Arbeitskreis Bioregionalismus Sauerland" umbenannt hat. Der Arbeitskreis gliedert sich in drei Flügel, einen publizistischen, einen spirituellen und einen aktivistischen. Während der spirituelle Flügel das Feiern von naturreligiösen Ritualen wie Sonnenwenden, Tag- und Nachtgleichen, Pflanz- und Erntedank-Zeremonien oder kultischen Frühlingsfesten praktiziert, widmet sich der aktivistische Flügel der Verteidigung der heimatlichen Natur; der publizistische Flügel ist identisch mit der Stachelbeere. Unter dem launigen Motto "außen grün, innen grün und zu allen Seiten borstig" beschäftigt sich der zweimonatlich erscheinende Rundbrief unter anderem mit den Themen Bioregionalismus, spirituelle Ökologie, Brauchtum und Mythologie, gibt aktuelle Buch- und Musiktips, weist auf interessante Veranstaltungen hin und berichtet über Neues aus der Szene und Neues für die Szene.

Es geht der Stachelbeere und dem Arbeitskreis darum, als unabhängiger Teil einer weltweiten Widerstandsbewegung gegen den natur- und seelenmordenden Industrialismus, der unter dem Banner der Gewinnmaximierung erfolgreich an der Vernichtung unserer Lebensgrundlagen sowie an der Zerstörung des kulturellen Erbes aller Völker auf diesem Planeten arbeitet, eine neue Lebensphilosophie zu entwerfen, nach der wirtschaftliche Interessen dort zurückzustehen haben, wo Lebensgrundlagen fundamental bedroht werden. Daher beteiligt man sich an verschiedenen Naturschutzaktivitäten, aber auch an der Vorbereitung und Durchführung von Gesprächskreisen, Vortragsveranstaltungen und Seminaren. Das Ziel ist eine gefühlsmäßige Rückverbindung und Aussöhnung mit der von den Menschen vergewaltigten "Mutter Erde". Diese Annäherung soll unter anderem auch durch die Wiederbelebung ortsbezogener Mythen, Märchen und Sagen, das Feiern von Jahreskreisfesten und schamanistischen Praktiken erreicht werden.

Die einzelnen Diskussionsbeiträge in den Heften wie "bioregionale Bedürfnisökonomie", "bioregionale Spiritualität", "die Bedeutung von bioregionalen Grenzen" oder "Grenzen der Regionen" bewegen sich durchweg auf einem hohen Niveau. Leider wird auch dieser Arbeitskreis von selbsternannten "Antifaschisten" attackiert und zu Unrecht in eine braune Ecke gestellt.

Ein wenig störend an den sonst sehr lesenswerten Heften ist lediglich die penetrante Benutzung des sogenannten "Binnen-I". Dennoch sollte dieser kleine Wermutstropfen niemanden von der Lektüre der Stachelbeere abhalten.

"Die Stachelbeere" erscheint zweimonatlich. Anschrift: Leif Thorsten Kramps, Klippchen 8a, 58093 Hagen/Westfalen. Einzelpreis 2,50 DM, Jahresabo 15 DM


 
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