© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    37/99 10. September 1999


Frisch gepresst

Deutschland-Glossen. "Als die beiden Deutschlands ihre Vereinigung feierten", schreibt Spiegel-Autor Matthias Matussek, "war schwer auszumachen, ob sie sich in den Armen lagen – oder an die Kehle gingen." Das Patt hält an, erst recht zur bevorstehenden Jahrtausendwende. Während die Sylvesterraketen startklar gemacht werden, stellt der Autor in seinem Buch "Eintracht Deutschland. Reportagen und Glossen aus der neuen Republik" (Patmos Verlag, Düsseldorf 1999, 251 Seiten, 39,80 Mark) bissige und nachdenkliche Fragen. Etwa: Warum fühlt sich die deutsche Intelligenz im braunen Schuldsumpf wohler als im roten?

Ostpreußen. Die 1918 geborene Elsa Dohmeier-Schröder verbrachte ihre Jugend im südlich von Königsberg gelegenen Sargen. Der Alltag war ausgefüllt mit schwerer Feldarbeit, Schweineschlachten und der Leinenherstellung. Beim Roten Kreuz absolvierte die Älteste von sechs Kindern eine Ausbildung als Schwesternhelferin. Ab Herbst 1944 mußte die Familie Flüchtlinge versorgen. Im Winter 1944/45 flüchtete sie selbst über das Eis des Frischen Haffs nach Dänemark und gelangte über Kiel und Hamburg nach Gütersloh. In den achtziger Jahren sah Elsa Dohmeier-Schröder ihre alte Heimat wieder. Mit Freude, aber auch Wehmut blickt sie in ihrer kleinen Autobiographie "Leben in Ostpreußen, Flucht und Wiedersehen" (Frieling, Berlin 1999, 80 Seiten, 12,80 Mark) zurück auf ihre Jugendzeit.

Mit Kindern leben. Was Christa Meves seit 30 Jahren in ihren Büchern aussagt, ist mehr als ein wenig Rat in Erziehungsfragen. Die erfahrene Psychotherapeutin und Bestsellerautorin meint die Grundvoraussetzungen dafür entdeckt zu haben, wie es für uns im 21. Jahrhundert noch Hoffnung auf Zukunft geben kann: Wir müßten neu bereit sein, Kinder zu bekommen, mit diesen zu leben, uns ihnen zu widmen; denn nur so könnten die seelischen Defizite aufgefüllt werden, die viele Kinder und Jugendliche heute bereits zeigen. In ihrem Buch "Mit Kindern leben. Hilfen für bedrängte Eltern" (Christiana, Stein am Rhein 1999, 214 Seiten, 19,80 Mark) gibt Meves Anregungen dazu; denn die Zeit dränge, so die Autorin: Kinder, denen nicht rechtzeitig geholfen werden, werden sonst zu Erwachsenen – mit einer Fülle von Lebensschwierigkeiten.

Goethe-Forschung. Das Buch "Patient Goethe" (Basilisken-Presse, Marburg 1999, 264 S., 69 Mark) des in Dresden ansässigen Psychiaters und Medizinhistorikers Hubert Heilemann gehört sicherlich zu den wenigen unter den vielen Neuerscheinungen des Jubiläumsjahres 1999, die sich langfristig als fundierte Beiträge zur Goethe-Forschung behaupten werden. Der Verfasser hatte dabei nicht die Absicht, den vorhandenen Pathographien eine weitere hinzuzufügen, sondern hat sein Werk als eine sich auf Quellen stützende Krankengeschichte Goethes konzipiert, die weder um Verherrlichung bemüht ist noch auf Verurteilung abzielt.


 
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