© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    36/99 03. September 1999


Zitate

"Der große Propagator dieses Schlagworts war Heiner Geißler: multikulturelle Gesellschaft. Ich habe das Konzept immer für falsch gehalten. Ich glaube nicht, daß wir mit Fleiß weitere religiöse Minderheiten oder ideologisch-religiöse Minderheiten ziehen sollten, weil offensichtlich unsere Gesellschaft damit nicht gut fertig wird. An der Propagierung einer multikulturellen Gesellschaft würde ich mich nicht beteiligen wollen, ganz im Gegenteil."

Helmut Schmidt, Alt-Bundeskanzler, in einem Interview mit der "Welt am Sonntag" vom 29. August 1999

 

 

"Die Ankündigung, daß in der hannoverschen Landeskirche eine Notsynode ausgerufen und installiert werden soll, hat Zustimmung und Ablehnung gefunden. Die Diskussion hat begonnen und wird an Dramatik zunehmen. Es geht in diesem Augenblick aber gar nicht mehr darum, ob man den Vorgang begrüßen oder ablehnen will. Der an Schrift und Bekenntnis gebundenen Gemeinde steht schon seit vielen Jahren das Wasser bis zum Hals. Die angekündigte Notsynode ist darum ein Hilfeschrei jener, die die Zumutungen, wie sie von den Kirchenleitungen, Synoden und einem großen Teil der Pfarrerschaft an sie herangetragen und übergestülpt worden sind, nicht mehr wie ein kirchlich verordnetes Schicksal ertragen wollen.Mit der historisch-kritischen Auslegungsmethode des geschriebenen Wortes ist den Gemeinden die Bibel als verläßliches und von Gott inspiriertes Wort genommen worden."

Hansfrieder Hellenschmidt, Pfarrer und Vorsitzender der Bekenntnisbewegung "Kein anderes Evangelium", in "idea", Heft 34/1999 vom 25. August 1999

 

 

"Manchen Begriffen geht es so wie der Natur bei Horaz: Man versucht, sie mit der Heugabel auszutreiben, doch sie kehren immer wieder zurück. Die ‚Konservative Revolution‘ ist so ein Begriff. Das gewollte Paradoxon, als dessen geistiger Vater Hugo von Hofmannsthal gilt, dient seit langem dazu, eine ’rechte‘ Denkströmung im Deutschland der Weimarer Republik zu kennzeichnen. Die Autoren, die der ‚Konservativen Revolution‘ oder den ‚Jungkonservativen‘ zugerechnet werden, unterscheiden sich vom parteipolitisch organisierten Konservatismus in Gestalt der Deutschnationalen Volkspartei vor allem darin, daß ihnen wenig an der Restauration der Monarchie lag. Sie gaben sich intellektuell, modern und radikal, liebäugelten gar mit einer ‚Revolution von rechts‘, aber ein klar umrissenes gemeinsames Programm hatten sie nicht."

Heinrich August Winkler, Geschichtsprofessor an der Berliner Humboldt-Universität, in der "FAZ" vom 31. August 1999

 

 

"Warum eigentlich mag den Minister Trittin keiner leiden? Er trägt einen sympathischen Schnauzbart, ‚die Frauen schauen ihn gerne an‘, ‚in seiner Fanpost sind sehr eindeutige Angebote‘, wie ‚Life&Style, das Lifestyle-Magazin‘ von ’Gala‘ zu berichten weiß. Und auf den Fotos, die eben dieses Presseorgan von ihm machen ließ, sieht er auch nicht viel dümmer aus als jeder andere, der so etwas mit sich machen läßt. Trotzdem habe eine Umfrage ergeben, daß Trittin zu den ‚unerotischsten Männern des Landes‘ gezählt wird. Seine schriftlichen Dienstanweisungen seien bisweilen von einer Herzlichkeit, die jeden seiner Mitarbeiter zutiefst anrühren müsse. Aber ‚einen langen Blick hält er nicht aus‘. Er bevorzugt dunkle Kleidung, ’das wirkt weniger bürgerlich und verleiht zugleich so etwas von Django-Flair. Trittin, der ewige Rebell, macht auch beim Shooting zuerst mal auf grummelig, schiebt einen Kaubonbon unruhig hin und her‘. Es steckt ein Widerspruch in diesem Mann, oder können Sie sich den wahren Django vorstellen, wie er beim Shooting nervös mit Süßigkeiten hantiert?"

Joachim Rohloff in "Konkret", Heft September 1999


 
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