© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    35/99 27. August 1999


Zitate

"Chris Hedges, Leiter des Balkan-Büros der New York Times von 1995 bis 1998, sieht in der UCK, der ’Befreiungsarmee von Kosovo‘, einen problematischen, aber nichtsdestoweniger entscheidenden Faktor für die zukünftige Entwicklung des Kosovo und der Nachbarregionen: ’Die UCK ist bei ihrer Forderung nach einem unabhängigen Kosovo jetzt und einem Großalbanien später kompromißlos. Und sie hat, zur Konsternierung von Washingtons Möchtegern-Friedensstiftern, die ineffektive Führung von Kosovos gemäßigtem ethnischer Mehrheit, Ibrahim Rugova, ausgestochen. Die UCK ist, im Gegensatz zu ihrer Größe, überproportional wichtig – nicht nur, weil sie wahrscheinlich die Sezession des Kosovo von Serbien erreichen wird, sondern auch, weil sie mittlerweile die Aspirationen der meisten Kosovoalbaner repräsentiert.‘ Wenn man in Betracht zieht, daß noch vor zirka zwei Jahren Ibrahim Rugova bei mehreren Gelegenheiten Zweifel an der Existenz der UCK formulierte und sogar den Verdacht äußerte, die UCK sei ein Produkt serbischer Geheimdienste, dann ist der inzwischen eingetretene Bedeutungswandel der UCK sehr beeindruckend."

Klaus Lange in "Aus Politik und Zeitgeschichte" vom 20. August 1999

 

 

"Bei einer Analyse der Migrationsgeschichte seit 1955 kann man ohne weiteres feststellen, daß die Bundesrepublik Deutschland sich nicht zu einer multikulturellen, aber mit einer großen türkischen Minderheit zu einer bi- kulturellen Gesellschaft entwickelt. Unter 7,4 Millionen Ausländern, die in Deutschland leben, bilden die Türken mit etwa 2.110.000 und dazu mit knapp 220.000 eingebürgerten Personen die größte Ausländergruppe. (...)
Seit Mitte der 90er Jahre legt der türkische Staat Wert darauf, daß die in Deutschland lebenden Türken auch die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen. Besonders wichtig ist die doppelte Staatsbürgerschaft für die Türkei, weil die Türken innerhalb der europäischen Union mit 3,3 Millionen Menschen die größte Ausländergruppe darstellen. Da die Türkei auch mittelfristig wenig Chancen auf eine Mitgliedschaft in der EU hat, besteht durch die Einbürgerung die Chance, einen gesonderten Stellenwert innerhalb der EU zu bekommen."

Faruk Sen, Leiter des Zentrums für Türkeistudien, in "Das Parlament" vom 20. August 1999

 

 

"Ich begann mich eingehend damit zu beschäftigen, was nach dem Krieg hinter Oder, Neiße und Böhmerwald geschehen war, und stieß dabei nicht nur auf die größte Völkervertreibung der Weltgeschichte, sondern auch auf eine Millionenzahl von Toten. Ich studierte Zahlen und Fakten und mußte bald feststellen, daß sie schon seit langer Zeit vorliegen, ermittelt von wissenschaftlichen Kommissionen, im amtlichen Auftrag, in jahrelanger Kleinarbeit. Wieder großes Erstaunen: Die Vertreibungsverbrechen gehören zu den bestdokumentierten, aber am schlechtesten publizierten Massenverbrechen der Geschichte."

Heinz Nawratil, Autor des "Schwarzbuch der Vertreibung 1945 bis 1948", im "wir selbst"-Heft zur Vertreibung

 

 

"Einiges scheint dafür zu sprechen, daß der Bubis-Nachfolger ein Nachgeborener sein wird, also jemand, der die NS-Zeit nur noch vom Hörensagen kennt. Er wird nicht mehr wie Heinz Galinski oder Ignatz Bubis die Rolle des Praeceptor Germaniae wahrnehmen können. Seine Aufgabe wird es sein müssen, das Amt des Sprechers der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland auszufüllen, was bedeutet, daß er sich nicht wie seine Vorgänger zu allem und jedem zu äußern hat, sondern in erster Linie dafür da ist, als Sachwalter der Interessen der jüdischen Gemeinden in der nichtjüdischen Öffentlichkeit aufzutreten."

Julius H. Schoeps, Direktor des Moses Mendelssohn Zentrums, in der "Woche" vom 20. August 1999


 
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