© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    34/99 20. August 1999


Ephraim Kishon
Mit spitzer Feder
Werner Olles

Er hat über fünfzig Bücher geschrieben, die in 36 Sprachen übersetzt wurden und deren Auflage inzwischen bei rund 42 Millionen Exemplaren liegt. Die Rede ist von Ephraim Kishon, dem "Weltmeister des Humors und der Satire", der am 23. August 1924 als Ferenc Hoffmann in Budapest geboren wurde. Schon mit sechzehn Jahren gewann er den ersten Preis im landesweiten Novellenwettbewerb der Mittelschüler, und sein Abitur bestand er 1941 mit Auszeichnung. Da ihm die damals auch in Ungarn eingeführten Judengesetze eine akademische Laufbahn verwehrten, begann er eine Lehre als Goldschmied. Während des Transports nach Auschwitz gelang es ihm, bei der Überschreitung der polnischen Grenze zu fliehen. Aber von der einstmals zwanzigköpfigen Familie überlebten außer ihm nur seine Eltern und seine Schwester die nationalsozialistischen Lager.

1948 erhielt Kishon neben einem Künstlerdiplom in Metallskulptur- und Goldschmiedekunst auch den ersten Preis im landesweiten Romanwettbewerb einer führenden ungarischen Literaturzeitschrift. Er wurde Redakteur der Satirezeitung Ludas Matyi und schrieb nebenher Theaterstücke und Hörspiele.

Nach seiner Flucht aus dem kommunistischen Ungarn gelangte er 1949 über Österreich und Italien nach Israel. Hier arbeitete er zunächst in einem Kibbuz, begann dann eine Pferdezucht und betrieb eine Garage. 1952 wurde Kishon Kolumnist bei der größten israelischen Tageszeitung Maariv. 1955 erschien sein erster Roman "Der Fuchs im Hühnerstall", und vier Jahre später kürte die New York Times sein Buch "Drehn Sie sich um, Frau Loth" zum Buch des Monats. Damit begann Kishons internationale Karriere als Satiriker. Die meisten seiner witzigen kleinen Geschichten aus dem israelischen Alltag und seiner köstlichen Reiseerzählungen, die den Schriftsteller auf der ganzen Welt berühmt gemacht haben, hat hierzulande Friedrich Torberg kongenial ins Deutsche übertragen. Kishon schreibt eine spitze Feder, aber seine Geschichten verletzen niemals, sondern entlocken dem Leser ein Lächeln. Wenn er zum Beispiel über die israelische Bürokratie herzieht, turbulente Ereignisse in der eigenen Familie persifliert oder ironische Seitenhiebe gegen die moderne Kunst verteilt, dann bleibt wahrlich kein Auge trocken.

Politisch ist Ephraim Kishon ein ausgewiesener Konservativer, der allen sozialistischen Experimenten aus tiefstem Herzen abhold ist. Privat ist er seit 40 Jahren mit Sarah, seinen vielen Lesern besser bekannt als "die beste Ehefrau von allen", verheiratet. Drei Kinder und drei Enkel ergänzen die Familie Kishons, der am 23. August seinen 75. Geburtstag feiert. An den Ruhestand denkt der junggebliebene Satiriker und Humorist aber noch lange nicht. Seine Leser dürfen also auch weiterhin mit geistreichen Attacken auf ihre Lachmuskeln rechnen.


 
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