© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    33/99 13. August 1999


CD: Pop
Hart und weich
Ulli Baumgarten

Nach ihrem Debutalbum "Im Schatten des Hasses" veröffentlichte die deutsche Metal-Formation Nox Mortis nun endlich ihre zweite Lichtscheibe "7 Lies". Wieder entführt uns die "Nacht des Todes" (so die deutsche Übersetzung für Nox Morties) in eine Welt voller Schwermut und Dunkelheit, so daß der Gruppenname als durchaus zutreffend angesehen werden kann.

Wenn man beim Hören der CD trotzdem eine Menge Spaß hat – Neigungen zum Metal und seinen Spielarten des Black-, Death- und Okkult-Metal vorausgesetzt –, dann liegt das daran, daß die Gruppe ihr Handwerk wirklich versteht und eine beachtliche Bandbreite in puncto musikalischer Vielfalt anzubieten hat. Während bei anderen Bands dieses Genres die Musik manchmal doch sehr in festgefahrenen Bahnen abläuft und "Gitarrengekloppe" im Stil der achtziger Jahre überwiegt, bieten die deutschen Jünger der Finsternis neben typischen Black- und Death-Metal-Bestandteilen wie dem harten und bedrohlichen Gesang sowie der gitarrenbetonten Musik doch ein ausgeprägtes Verständnis für Melodien; Melodien, die hin und wieder sogar regelrecht eingängig sind – ohne sich aber dem Massengeschmack gegenüber zu prostituieren. So erwartet den Hörer auch bei den weicheren Stellen der Musik kein glattgespültes Kommerzgedudel x-beliebiger Pseudo-Hardrocker a la Scorpions. Mitnichten! Wir befinden uns immer noch im Dark-Metal, wo Männer (trotz langer Haare) immer noch Männer sind und man Fönfrisuren, VW-Golf und Hottentottenmusik den Weicheiern überläßt.

Wer also Dark-Metal mit Melodie mag, dürfte bei Nox Mortis genau richtig liegen, so daß diese CD gerade für diejenigen zu empfehlen ist, die dem härteren Spektrum des Metal bisher skeptisch bis ablehnend gegenüberstanden. Man kann nur hoffen, daß Nox Mortis nicht das Schicksal vieler deutscher Metaller teilen müssen; ein Schicksal, das darin besteht, unbeachtet zu bleiben.

Über einen Mangel an Beachtung durften sich Empyrium bislang nicht beklagen, dürften sie doch neben Orplid die führende deutsche Dark-Folk-Band sein. Mit ihrer neuen CD "Where at night the wood grouse plays" gehen sie konsequent ihren Weg jenseits des Massengeschmacks weiter. Bedingt dadurch, daß diesmal nur Akkustikinstrumente eingesetzt werden, wirkt die ganze CD sehr ruhig und ausgeglichen, an manchen Stellen sogar zu ruhig. Der Reiz des (subtil) Bedrohlichen, der auf den ersten Werken zu vernehmen war, ist zugunsten einer Weichheit verschwunden, die einige Male geradezu einlullend wirkt.

Nicht daß die CD schlecht oder auch nur mittelmäßig wäre – sie liegt immer noch weit über dem Durchschnitt sonstiger deutscher Musikproduktionen, aber das Einmalige, ja das geradezu Atemberaubende der ersten CDs ist nur noch teilweise vorhanden. Natürlich kann solch ein Anspruch für Künstler vernichtend wirken, aber im Vergleich zum "Einmaligen" ist das "Sehr Gute" halt deutlich schlechter!

War die Musik von Empyrium früher bedrohlich und "schön", so ist die heute "nur schön", aber auch das ist ausreichend, um die Konkurrenz weit hinter sich zu lassen. Welche Band aus deutschen Landen kann das heutzutage noch von sich behaupten?

Beide CDs sind erhältlich bei Prophecy Productions, Kurfürstenstraße 5, 54492 Zeltingen.


 
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