© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    30/99 23. Juli 1999


Meldungen

Gauck: DDR-Eliten wieder im öffentlichen Dienst

BERLIN. Nach Angaben des Bundesbeauftragten für die Stasi-Akten, Joachim Gauck, haben zahlreiche Mitglieder der alten DDR-Funktionseliten wieder Arbeit im öffentlichen Dienst gefunden. Der "pflegliche Umgang mit den Tätern von einst" sei auf eine rasche Übernahme liberaler westlicher Standards als Leitgedanken der Rechtspflege zurückzuführen. Die Stasi-Akten seien so etwas wie "negative Politik-Denkmäler" und dokumentierten "die Totalität und den besonderen Herrschaftsgestus der DDR-Machthaber". Vielen ehemaligen DDR-Bürgern fehle noch der Mut, Einblick in diese Akten zu nehmen. "Sich jetzt noch einmal vor Augen zu führen, daß wir gelebt worden sind, daß wir – politisch gesehen – Untertanen waren, das kostet Kraft", meinte Gauck. Die DDR-Staatssicherheit hatte einem ARD-Bericht zufolge in der Zeit des Kalten Krieges auch die Agenten des US-Geheimdienstes CIA in Ostdeutschland "voll unter Kontrolle". Wie die "Tagesthemen" berichteten, war die Regierung in Washington zwar in der Zeit der Ost-West-Konfrontation der Ansicht, auch in Ostdeutschland ein Netz hochrangiger Agenten zu führen. Der CIA habe nach Ende des Kalten Krieges allerdings einräumen müssen, in Kuba und Ostdeutschland durch Doppelagenten große Probleme in der nachrichtendienstlichen Arbeit gehabt zu haben.

 

Justizministerin will Freiwilligenjahr fördern

HAMBURG. Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) hat sich dafür ausgesprochen, ehrenamtliche Arbeit staatlich stärker zu fördern. "Wenn jemand in einer Art Sabbatjahr unentgeltlich für die Gemeinschaft arbeitet, sollten Hilfsorganisationen und Staat für die nötigen Absicherungen bei Krankheit und fürs Alter sorgen", sagte sie der Welt am Sonntag. Einzelheiten müßten zwischen Bund, Ländern und Hilfsorganisationen noch ausgehandelt werden. Das Freiwilligenjahr bei Schulabgängern sollte als Praktikum für ein späteres Studium oder für den Beruf angerechnet werden, schlug Däubler-Gmelin vor. Auch eine Berücksichtigung bei der Bewerbung um knappe Studienplätze in Numerus-Clausus-Fächern käme in Betracht, sagte die SPD-Politikerin. Ebenso könnte ein Freiwilligenjahr bei der Bewerbung für ein Amt des öffentlichen Dienstes positiv gewertet werden. Hilfsorganisationen sollten finanziell stärker unterstützt werden. Beispielsweise bräuchten Senioren, die ihre Berufserfahrung in Entwicklungshilfeprojekten weitergeben wollten, Unfallschutz und Versicherungen. "Da könnte der Staat einspringen", sagte Däubler-Gmelin.

 

Fundsache: "Für ’völlig aus der Luft gegriffen‘ hält Professor Hans Mathias Kepplinger die Vorwürfe, die StuPa und AStA der Uni gegen ihn erheben. Die Studentenvertreter hatten den Leiter des Institutes für Publizistik der Mainzer Uni wegen eines Interviews in der rechtsgerichteten Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT attackiert. (…) ’Wenn mir jemand vernünftige Fragen stellt, gebe ich auch Antworten", rechtfertigt er auf MRZ-Anfrage das Gespräch zum Thema Europawahl. Obschon er ganz sicher nicht im Sinne des Fragestellers geantwortet habe, sei das Interview einwandfrei abgedruckt worden. ’Bei Rundfunk- und Fernsehsendern habe ich in dieser Beziehung schon schlechtere Erfahrungen gemacht.‘"

Peter H. Eisenhuth in der "Mainzer Rhein-Zeitung" (MRZ) vom 14. Juli 1999


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen