© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    29/99 16. Juli 1999


Meldungen

Grad der Erderwärmung wird nach oben korrigiert

WASHINGTON. Die globale Erwärmung und der Anstieg der Meeresspiegel im nächsten Jahrhundert könnten größer ausfallen, als bisher angenommen. Wie Tom Wigley, Wissenschaftler am US-Zentrum für atmosphärische Studien, mitteilte, gründen sich seine nach oben korrigierten Schätzungen auf neue Emissionswerte, die kürzlich eine von den Vereinten Nationen organisierte Gruppe von Wissenschaftlern (IPCC) veröffentlichte. Noch vor vier Jahren schätzte die Gruppe, daß die Freisetzung der sogenannten Treibhausgase die durchschnittliche Temperatur der Erde bis Ende des nächsten Jahrhunderts um 0,8 bis 3,5 Grad Celsius erhöhen würde. Neuere Erkenntnisse der IPCC deuteten jetzt auf eine Erwärmung von 1,3 bis 4,0 Grad hin. Die Meeresspiegel würden damit nicht nur, wie bisher angenommen, um 13 bis 94 Zentimeter, sondern um etwa 17 bis 99 Zentimeter ansteigen. Als Grund dafür nannte Wigley den geringeren Ausstoß von Schwefeldioxiden. Sulfat-Partikel kühlen die Atmosphäre und wirken damit dem Treibhausgasen entgegen, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen. Wegen der Bemühungen, den sauren Regen zu vermindern, gelangten weniger Schwefeldioxide in die Atmosphäre.

 

BUND fordert ein Ende der "Scheuklappenpolitik"

BONN. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat SPD und Grüne aufgefordert, die Fäden beim Atomausstieg wieder klar selbst in die Hand zu nehmen. Die Regierung dürfe sich nicht mehr zum "Spielball der Energiekonzerne" machen lassen, verlangte Peter Westenberger, fachpolitischer Geschäftsführer des BUND. Vielmehr sollten SPD und Grüne die bevorstehende Denkpause bei den Konsensgesprächen nutzen, um im Herbst gestärkt und mit besserer Taktik in die Verhandlungen zurückzukehren. Erforderlich sei, daß die Regierung offensiv drei Dinge gleichzeitig in Angriff nimmt: den unumkehrbar gestalteten und gesetzlich fixierten Atomausstieg, die Novellierung des Atomgesetzes und die Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes zum Übergang in eine ökologische Energieversorgung. Die "rot-grüne Scheuklappenpolitik", die sich allein um Restlaufzeiten dreht, müsse ein Ende haben. "Wer über den Ausstieg diskutiert, der muß auch wissen, wie er sich die Zukunft der Energieversorgung in Deutschland und Europa vorstellt", so Westenberger. Darum müsse mit dem Atomausstieg zugleich die Förderung regenerativer Energien sowie die Kraft-Wärme-Kopplung im Vordergrund stehen.


 
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