© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    26/99 25. Juni 1999


Holocaust-Mahnmal: Allianz kleinerer Parteien demonstrierte in Berlin gegen den Bau
"Wir werden diese Schuld nie vergessen"
Gerhart Moll

Rund 100 Teilnehmer waren am vergangenen Samstag in Berlin an der "Neuen Wache" zusammengekommen, um gegen die geplante Errichtung des Holocaust-Mahnmals in der Hauptstadt zu demonstrieren. Aufgerufen zu der Kundgebung hatte der Bund Freier Bürger (BFB), der gemeinsam mit den in der "Allianz der Bürgerlichen Parteien für die Wahlen zum Abgeordnetenhaus von Berlin" zusammengeschlossenen Parteien Bürgerbund, Bürgerinitiative für Deutschland (BID) sowie Wählerinitiative Bürger und Kleingärtner (WBK) öffentlich seinen Protest artikulierte.

In seiner Ansprache hob der Berliner BFB-Landesvorsitzende Torsten Witt hervor: "Unsere Demonstration richtet sich nicht gegen das jüdische Volk oder die Deutschen jüdischen Glaubens, die unter uns und in unserer Mitte leben. Aber wir alle müssen erkennen, daß die im nationalsozialistischen Deutschland Getöteten und Ermordeten, die Opfer des jüdischen Volkes mit der Diskussion um dieses Mahnmal instrumentalisiert und mißbraucht werden sollen."

Zur Identität eines jeden Volkes gehöre ein natürliches und selbstbewußtes Nationalbewußtsein, so Witt. "Dieses Selbstbewußtsein des deutschen Volkes soll zerstört werden, indem ein ständig neu gedemütigter und erniedrigter Deutscher via Holocaust-Mahnmal so unterworfen wird, daß er nicht mehr aufzumucken wagt, wenn ihm immer neue Rechnungen, auch moralischer Art, vorgehalten werden. Daher darf dieses Holocaust-Mahnmal nicht als deutsches Schandmal in der Mitte der neuen Hauptstadt entstehen!"

Der BFB hält Schinkels Neue Wache für durchaus geeignet, aller im nationalsozialistischen Deutschland Ermordeten zu gedenken. BFB-Bundesvorsitzender Heiner Kappel: "Dieses zentrale Mahnmal in Berlin ist genug, und wir brauchen nicht das Holocaust-Mahnmal, weil es wiederum Menschen voneinander trennt: Ob es Deutsche waren, ob es Franzosen waren, Russen oder Juden, alle, die gelitten haben, gehören in die Andacht hinein und haben unser Mitleiden verdient im Nachhinein und unser Gedenken." Es sei jedoch nicht akzeptabel, "daß ein ganzesVolk verantwortlich gemacht wird für Taten, die Einzelne oder die Geschichte begangen hat. Wollen wir denn die Amerikaner heute noch schuldig erklären für das, was mit den Indianern geschehen ist?"

"Wir wissen, was geschehen ist", sagte Kappel weiter, "und wir beklagen es, aber die junge Generation, meine und Ihre Kinder, hat damit nichts zu tun. Und es geht nicht, daß wir diese junge Generation immer noch mit einer Schuld behaften, für die sie nicht verantwortlich sind. Wir haben uns über 50 Jahre zur Schuld bekannt, und wir werden diese Schuld nie vergessen, aber Deutschland hat nicht nur Vergangenheit zu bewältigen, Deutschland hat die Zukunft zu bewältigen!"

Zum Schluß der Kundgebung betonte der Spitzenkandidat der "Allianz der Bürgerlichen Parteien (Bürgerbund)", Heinz Troschitz, "daß ich nicht grundsätzlich gegen ein Mahnmal bin, sondern daß aus der Gesamtverantwortung für die Opfer des NS-Regimes auch eine gemeinsame Gedenkstätte zu errichten ist". In Anbetracht der angespannten Haushaltslage des Bundes und der Länder könne auch überlegt werden, ob nicht eine bereits vorhandene Gedenkstätte als zentrale Gedenkstätte in Deutschland herauszuheben sei.

Unbeeindruckt von einigen wenigen lautstarken Gegendemonstranten aus der linken Szene formierten sich die Teilnehmer nach der Kundgebung zu einem Demonstrationszug, der von der Neuen Wache über die Linden zum Brandenburger Tor führte.

 

Der Bund Freier Bürger führt eine bundesweite Unterschriftensammlung gegen die Errichtung des Mahnmals durch. Listen können angefordert werden beim Berliner Landesverband des BFB, Postfach 12 02 13, 10592 Berlin.


 
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