© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    26/99 25. Juni 1999


Krieg: Wenn Demographie ignoriert wird
Neue Konflikte
Franz Harder

Berichte über die Geschehnisse in Jugoslawien verführen zwar zur einseitigen Parteinahme, erschweren aber oft die vielschichtigen Hintergründe des Konflikts und die Tatsache, daß es hier keine "gerechte" Lösung geben kann. Nach den Thesen von Samuel Huntington ("Kampf der Kulturen"), Berater des US-Außenmini-steriums und Institutsleiter an der Harvard-Universität, sind die serbischen Ängste durch die steigende Zahl und wachsende Macht der Kosowo-Albaner ausgelöst und durch die demographischen Veränderungen in Bosnien verstärkt worden: "1961 stellten die Serben 43 Prozent, die Muslime 26 Prozent der Bevölkerung Bosnien-Herzegowinas dar. Bis 1991 hatten sich die Relationen ziemlich genau umgekehrt: die Serben waren auf 31 Prozent gefallen, die Muslime auf 44 Prozent gestiegen." "Die Expansion der einen ethnischen Gruppe führte zur ethnischen Säuberung durch die andere. ‘Warum wir kleine Kinder töten?’ fragte ein serbischer Kämpfer 1992 und gab selbst die Antwort: ‘Weil wir sie dann nicht töten brauchen, wenn sie irgendwann Erwachsene sind’". Huntingtons Schlußfolgerung: "Veränderungen des demographischen Gleichgewichts und Jugend-Booms von 20 Prozent und mehr können viele interkulturelle Konflikte am Ende des 20 Jahrhunderts erklären."

Dabei nehmen die Bevölkerungsexplosion (und Disproportionen zwischen Kulturen!) bedrohliche Ausmaße an. Wenn es vor 50 bis 60 Jahren 1,5 Milliarden Menschen auf der Erde gab, so sind es heute um die sechs Milliarden. Am Anfang des Jahrhunderts betrug die Zahl der Weißen ein Drittel der Weltbevölkerung, heute sind es zirka 10 bis 15 Prozent. Der Anteil der Bevölkerung unter der politischen Kontrolle der islamischen Zivilisation hat sich seit 1900 von 4,2 Prozent bis 1995 auf 15,9 Prozent erhöht. Die Albaner sind ferner seit Generationen eines der gebärfreudigsten Völker Europas. Wenn die Zahl der Deutschen sich seit 1900 wenig geändert hat, so stieg die Zahl der Türken von zirka zehn bis zwölf auf 65 Millionen mit einem jährlichen Geburtenüberschuß von über einer Million. In Deutschland dagegen ersetzt die Enkelgeneration die Generation der Großeltern (unser Rentensystem macht das Großziehen von Kindern zum Nachteil) nur zu 30 Prozent, ein Defizit von zirka 0,7 Millionen Geburten. In das Nachwuchs- Vakuum dringen Zuwanderer aus Ländern mit Bevölkerungsüberschuß ein. In Deutschland sind dies vor allem Türken.

Trotz dieser allgemeinen gefährlichen Entwicklung beschränkt sich die UNO allein auf das Ziel, die Waffen zum Schweigen zu bringen und die ohnehin halbierte Kindersterblichkeitsrate, die bisher die Demographie regulierte, weiter zu senken. Demographische "Aggressionen" werden nicht bekämpft. Diese rasante Bevölkerungsexplosion endet dann, wie in der Natur, nur mit einem großen Morden und Sterben. Vor allem droht das der senilen, impotenten West-Zivilisation, die, mit Schuldgefühlen über Inquisition, Sklavenhandel und Kolonialismus bis zu Hitler- Verbrechen "vollgepumpt" (als ob andere Zivilisationen nie mordeten!) kaum zum Widerstand fähig ist. Zu feige die Sache direkt anzugehen, stürzt man sich in "One World"-Illusionen, opfert die eigene Heimat dem "Weltfrieden" durch bereitwillige Einwanderung von armen, vitalen Völkern, macht sie seßhaft, fördert ihre Kultur, macht sie zu Eroberern, schafft Voraussetzungen für Kosovo-Zustände.

Die demographische Bombe, im Kosovo bereits explodiert, tickt. Es gibt keine Visionen darüber, wie sie zu entschärfen wäre. Die Mächtigen der Welt passen sich dem stillschweigend an und suchen darin nur ihre Vorteile. Man opfert Europa, vor allem Deutschland, für Einwanderungsströme, unter dem trügerischen Motiv der "Völkerverständigung". Der Widerstand der alteingesessenen Bevölkerung gegen die bevölkerungsmäßige Uberfremdung wird durch Hervorhebung von Minderheitenrechten (egal ob es sich um eine autochtone Minderheit oder Zuwanderer handelt), getarnt durch "Gutmenschlichkeit", unterdrückt. Durch vorzeitige Einbürgerung von nicht assimilierbaren, religiös und kulturell fernstehenden Ethnien und ihren Nachkommen bilden sich Minderheiten, die sich früher oder später als solche etablieren werden. Ein Kampf der Kulturen wird unvermeidlich, und neue Konflikte ziehen herauf…

 

Franz Harder, 69, wurde in Gnadenthal, einem deutschen Dorf in der Ukraine geboren. 1941 Deportation nach Kasachstan, 1980 Ausreise nach Deutschland. In JF 5/99 schrieb er auf dem Forum "Für Assimilation".


 
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