© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    24/99 11. Juni 1999


Oper: Mozarts "La finta giardiniera" im Duisburger Stadttheater
Musikalisches Kleinod
Julia Poser

Maximilian III, Kurfürst von Bayern, gab dem jungen Mozart die Order, zum Karneval 1775 das Libretto "La giardiniera" (Die Gärtnerin aus Liebe) zu vertonen. Kurz vor Mozarts 19. Geburtstag wurde die Opera buffa dann mit großem Erfolg in München uraufgeführt. "Ich kann der Mama den lärmen ohnmöglich beschreiben", schrieb der stolze Komponist nach Hause, "und nach jeder Aria war allzeit ein erschröckliches getös mit glatschen und viva Maestro schreyen".

Leider verhinderten die Ungereimtheiten der Handlung eine größere Popularität dieses reizvollen Werkes, das eine wichtige Vorstufe zu Mozarts späteren Meisterwerken darstellt. Man kann schon Anklänge an Belmonte und Konstanze, an Donna Elvira oder Papageno hören und die freche Zofe Serpetta (kleine Schlange) läßt die Despina aus "Cosi fan tutte" ahnen. Auch die drei genialen Finali der "Finta" sind denen der "Da Ponte-Opern" durchaus ebenbürtig. Unter den 23 Arien und 2 Duetten finden sich große musikalische Kostbarkeiten von erstaunlicher Reife und Schönheit, die die arg verwickelte Handlung vergessen machen.

Graf Belfiore hat in blinder Eifersucht seine geliebte Marchesa Violante verwundet und hält sie für tot. Unter dem Namen Sandrina sucht Violante ihren geflüchteten Geliebten. Zu Beginn der Oper arbeitet sie als Gärtnerin beim Podestà, dem Bürgermeister eines kleinen Ortes, der sich in die verstellte (finta) Gärtnerin verliebt hat. Das ärgert Serpetta, die Haushälterin des Podestà, die ihn heiraten möchte. In Serpetta hat sich der Diener der Marchesa verliebt, die ihn aber ablehnt. Nun kommt Arminda, des Podestà Nichte an, die ihren Bräutigam Ramiro im Stich gelassen hat, als sie Belfiore kennengelernt hat, und unbedingt Gräfin werden möchte. Wütend muß Arminda zusehen, wie Belfiore in der Gärtnerin Sandrina seine totgeglaubte Geliebte wiedererkennt. In dem allgemeinen Durcheinander fallen Sandrina und Belfiore in Wahnsinn. Der nächste Morgen vereint die drei Paare – nur der Podestà geht leer aus.

Die Deutsche Oper am Rhein hat dieses bezaubernde und selten zu hörende Werk im Duisburger Stadttheater aufgeführt. Leider hat Regisseur Christof Loy die bukolische Stimmung durch hektische Betriebsamkeit verdorben. Kein ruhiger Moment! Ständig herrscht bemühte Aktion: Pflanzen gießen, Erde schaufeln, Füße waschen, Boden fegen und Hin- und Hergerenne. Nur im 2. Akt, der gewisse Längen hat, fiel Loy außer unpassenden unanständigen Spielchen nichts mehr ein. Glücklicherweise war die musikalische Seite ausgezeichnet besetzt.

Franceso Corti, erster Kapellmeister der Deutschen Oper, schuf mit den Duisburger Sinfonikern einen wunderbar leichten, transparenten Ton. Er brachte das nicht einfach zu spielende Werk zum Klingen und war auch den Sängern ein stets einfühlsamer Begleiter. Elena Brilova sang die Sandrina mit etwas larmoyantem, aber ansprechendem Sopran. Valeri Serkin als Belfiore zeigte einen guten Tenor. Rosella Ragatzu, eine verführerisch singende und spielende Arminda, begeisterte durch ihre funkelnden Koloraturen. Ihr Verlobter Ramiro ist eine Hosenrolle; Marta Marquez gab dieser Figur geradezu tragische Züge. Marlis Petersen als freche kleine Serpetta heimste in der Cavatine "Un marito oh Dio, vorrei" (Oh Gott, ich hätte gern einen Mann) zusammen mit Hans Lydman einen großen Erfolg ein. Auch der kurzatmige Tenor von Markus Müller paßte gut zu dem ältlichen Podestà.


 
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