© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    20/99 14. Mai 1999


Zitate

"Gemeinsam mit mehr als 60 Abgeordneten der CDU/CSU-Faktion habe ich einen Antrag unterzeichnet, der den Verzicht auf die Errichtung eines neuen, weiteren Mahnmals für die ermordeten Juden Europas in Berlin empfiehlt. Die vom Bund vorgesehenen Mittel sollen statt dessen für bestehende Gedenkstätten zur Verfügung gestellt werden. Die Rolle des Bundestages in der Diskussion kann sich nicht darauf reduzieren, daß das Parlament den Preisrichter in einem Architektenwettbewerb spielt. Auch die Frage nach dem’Ob‘ eines neuen Mahnmals muß dort diskutiert werden dürfen, auch wenn ich mir ausmalen kann, welche Bewertung unser Antrag bei den bekannten Hohenpriestern der political correctness auslösen wird."

Klaus-Peter Willsch, CDU-Bundestagsabgeordneter, in der "Welt am Sonntag" vom 9. Mai 1999

 

 

"Jedenfalls waren die Raketen auf die Pekinger Botschaft in Belgrad die aberwitzigste Art, die man sich nur vortsellen kann, China den G-8-Kosovo-Plan schmackhaft zu machen. Denn ohne China wird es im UN-Sicherheitsrat kein Mandat für eine internationale Friedenstruppe geben." So oder so, es ist eine in der Nachkriegszeit einmalige Verletzung völkerrechtlicher Normen. Man darf für die Welt nur hoffen, daß sich Peking nicht auf dieses Faustrecht einläßt. ’Wer den Tiger reitet, kann schlecht absteigen‘, weiß ein chinesisches Sprichwort. Die Nato ist auf dem besten Wege Richtung Abgrund."

Olaf Standtke in einem Kommentar für "Neues Deutschland" vom 10. Mai 1999

 

 

"Daß Deutschland sich unter einer rot-grünen Regierung an einem Kriegseinsatz der Nato, dem ersten des westlichen Bündnisses, beteiligt, ist sicherlich ein Bruch, ja, ein Abbruch der Geschichte der Linken. Ein riesiges ideologisches Arsenal aus Pazifismus, Antiamerikanismus, Antiimperialismus und Antimilitarismus wird verschrottet und möglichst unschädlich entsorgt. Nur die PDS betätigt sich noch als Altwarenhändlerin und Reststoffverwerterin. (…) Der Kosovo-Krieg markiert nicht nur das Ende einer linken Protest- und Widerstandskultur, sondern er ist auch deren Fortsetzung mit anderen Mitteln. Der größte Gewinn, den die Linke, die sich als ’links‘ im traditionellen Sinne nicht mehr versteht, aus ihm ziehen könnte, ist die Macht über die Geschichtsbilder. (…) Wenn man verstehen will, warum diese Koalition wider alles Erwarten am Kosovo-Krieg nicht zerbricht, dann muß man bedenken, daß dieser Krieg für die Linke nicht nur eine Last ist, sondern eben auch eine Chance, in postsozialistischen Zeiten Deutungs- und Führungsmacht zu gewinnen."

Eckhard Fuhr in der "Frankfurter Allgemeinen" vom 7. Mai 1999

 

 

"Das war schon ein schlimmer Schreck am Morgen, als ich die Schlagzeile in der Bild am Sonntag. las: ’Bonner Horrorliste: Als erste sind die Witwen dran‘. Nach den Serben sollen jetzt die Witwen bombardiert werden? Plant Kriegskanzler Schröder eine ethnische Witwensäuberung? Und das am Muttertag? Gemein! Halt! Da haben die Damen aber nochmal Glück gehabt: Der Kanzler will ihnen nur die Rente kürzen. Schließlich muß das Sozialsystem bezahlbar bleiben. Gerade in Kriegszeiten, da mit mehr Soldatenwitwen zu rechnen ist. Und irgendwo muß ja gespart werden, wenn die teure Jugoslawien-Kampagne sich endlos hinzieht.(...) Ob Eichels Coup die alten Besen auf die Palme bringt? Gehen die Grauen Panther in den Untergrund? (...) Anführerin der Witwenterrorbande wird die schwärzeste von allen: Brigitte Seebacher-Brandt, die mit schnarrender Stimme den Befehl ausgibt, Eichel niederzumachen."

Michael Ringel in der "taz" vom 10. Mai 1999


 
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