© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    19/99 07. Mai 1999


Meldungen

Professoren sollen nach Leistung bezahlt werden

HAMBURG. Nachwuchskräfte sollen an den Hochschulen bessere Chancen erhalten, die Professoren und anderen Beschäftigten in Führungspositionen leistungsbezogener bezahlt werden. Diese Forderung geht aus einer am Freitag veröffentlichten "Hamburger Erklärung" der grünen Wissenschaftssenatorin Krista Sager und des Leiters des Gütersloher Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), Detlev Müller-Böling, hervor. Vorgeschlagen wurde ein Basisgehalt für Professoren, das durch befristete Leistungs- und Belastungszulagen ergänzt werden könne. Eine wesentliche Schwachstelle sehen die Verfasser der Erklärung darin, daß die tarif-, arbeits- und beamtenrechtlichen Regelungen nur unzureichend auf die Belange des Wissenschaftsbetriebes zugeschnitten seien. Empfohlen wird eine weitgehende Personalautonomie der Hochschulen. Weiterer Schwachpunkt seien die Strukturen der Nachwuchsqualifizierung. Im internationalen Vergleich zu hohe durchschnittliche Erstberufungsalter von Professoren würden Tätigkeiten in Wissenschaft und Forschung für Nachwuchskräfte unattraktiv machen.

 

"Kalif von Köln" bleibt in Untersuchungshaft

KARLSRUHE. Metin Kaplan, der wegen Rädelsführerschaft in einer terroristischen Vereinigung inhaftiert worden und als "Kalif von Köln" bekannt geworden war, bleibt in Haft. Die Ermittlungsrichter hielten den Haftbefehl gegen den 46jährigen Türken am Dienstag nach einem Haftprüfungstermin aufrecht. Ihm wird vorgeworfen, innerhalb des fundamentalistischen Verbandes Kalifatstaat eine terroristische Vereiniung aufgebaut zu haben, um Abweichler auszuschalten und Anhänger in der Türkei zu Anschlägen anzustiften. Kaplan hatte nach Darstellung der Bundesanwaltschaft seine Anhänger zum Heiligen Krieg aufgefordert, um die Regierung der Türkei zu stürzen. Anschläge der Organisation, deren Ziel die Errichtung eines islamischen Gottesstaates in der Türkei sei, konnten von dortigen Sicherheitsbehörden vereitelt werden. Nach der Festnahme Kaplans am 25. März hatten Anhänger für dessen Freilassung demonstriert. Unterdessen hat die Türkei angekündigt, seine Auslieferung zu beantragen.

 

Vertreibungsverbrechen als Völkermord anerkannt

MÜNCHEN. Die Sudetendeutsche Landsmannschaft hat die Bundesregierung aufgefordert, die Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg als unverjährbaren Völkermord anzuerkennen. Mit seinem Grundsatzurteil vom vorigen Freitag im Fall eines bosnischen Serben, habe der Bundesgerichtshof festgestellt, daß auch Vertreibung ein Tatbestand des Völkermordes sei. Nun werde es Zeit, "daß die Bundesregierung die völkerrechtlichen Tatsachen zur Kenntnis nimmt", so der Vorsitzende der Landsmannschaft, Franz Neubauer. Das Urteil des Bundesgerichtshofes decke sich zudem mit dem Gutachten des österreichischen Völkerrechtlers und UN-Gutachters Felix Ermacora. Im März hatten Bundeskanzler Schröder und der tschechische Ministerpräsident Zeman vereinbart, die Beziehungen nicht mehr mit Fragen der Vergangenheit zu belasten. Bei der Vertreibung von zwölf Millionen Deutschen aus den Ostgebieten des Deutschen Reiches, dem Sudetenland und deutschen Siedlungsgebieten in Osteuropa waren mehr als zwei Millionen Menschen ums Leben gekommen.


 
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