© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    17/99 23. April 1999


Zitate

"Grüne Pazifisten – Mörder und Faschisten"

Parole autonomer Besetzer der Berliner Landesgeschäftsstelle der Bündnisgrünen während der polizeilichen Räumung am 13. April 1999

 

 

"Es war Toskana-weiche Hybris zu glauben, daß der westeuropäische Nachkriegsfrieden umstandslos das Vorbild zumindest für den Rest des Kontinents abgeben könne. Joschka Fischer sagte kürzlich, Ziel sei nach wie vor ’ein multiethnisches, friedliches und demokratisches Kosovo‘. Da ist sie wieder, die unerschütterliche Unschuld, die auf linkshegeliansiche Weise die Idee der Wirklichkeit anpaßt. Fischer spricht da aus der Tiefe der achtziger Jahre und pflegt ein multikulturelles Gewächs, das auf dem Balkan sicher nicht gedeihen wird. Schön wäre der multiethnische Balkan, schön war der Traum vom multikulturellen Sarajevo. Doch es wird sie nicht geben. Die Menschen – ob Christen oder Moslems, ob Serben, Bosniaken, Kroaten oder Kosovaren – wollen es nicht. Der Krieg, den wir mitführen, wird niemanden befreien. Wenn es gut kommt, wird der Nicht-Krieg auf Dauer gestellt."

Thomas Schmid in einem Leitartikel in der "Welt" am 17. April 1999

 

 

"’Die Gemeinschaft demokratischer Staaten‘, in deren Namen die Nato ständig glaubt sprechen zu müssen, hat einen fatalen Rückfall ins Naturrecht praktiziert, der die wichtigsten bisher verbindlichen Abkommen, wichtiges geltendes Recht über Nacht zu Makulatur gemacht hat. Was, wenn sich der ’Rest der Welt‘ (neun Zehntel aller Staaten sind keine Nato-Mitglieder) dieser verantwortungslosen Praxis anschließt? Dieser Krieg beschädigt die mühsam errungene Zivilisation am Ende des Jahrhunderts. Der Preis für die ’Erziehung eines Irren‘ ist zu hoch. Es zahlen ihn die Völker, deren Menschenrechte angeblich verteidigt werden."

Daniela Dahn, Schriftstellerin, in der "Berliner Zeitung" vom 17./18. April 1999

 

 

"Das Völkerrecht bezweckt, die rechtliche Ordnung der einzelnen Staaten zueinander aufrecht zu erhalten. Wenn ein großes Reich Differenzen mit einem anderen Staat hat, dann wird es alles dem Völkerrecht entsprechend machen, vorausgesetzt, daß dies für dasselbe vorteilhaft ist. Wenn das nicht der Fall ist, dann will es vom Völkerrecht nichts wissen und vertritt seine Ansprüche mit Gewalt. Das kleine Land kann aber mit Gewalt gar nichts ausrichten und muß immer nach den Bestimmungen des Völkerrechts handeln. Das kleine Reich befindet sich deshalb immer im Nachteil und in einem traurigen Zustand und kann sich nicht mit eigener Macht schützen."

Otto von Bismarck, dt. Reichskanzler von 1871–1890, am 15. März 1873 zu japanischen Sondergesandten in Berlin

 

 

"Die Partei soll zwar vorausdenken dürfen, aber keine Träume als Regierungsauftrag festzurren. ‘Bei vielen Dingen, die wir nur aus gutem Willen beschlossen haben, müssen wir auch die ökonomischen Konsequenzen durchdenken’, heißt nun die Vorgabe. In ‘homöopathischer Art’ will Schröder die Partei an die Realität des 21. Jahrhunderts heranführen, versprechen seine Berater. Deshalb schlägt Ernst Schwanhold, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD, eine Programmdebatte vor. ‘Die Herausforderungen durch die Globalisierung haben sich geändert, also müssen wir unsere Programmatik nachjustieren’."

Nicola Brüning, Henning Krumrey im "Focus" vom 19. April 1999


 
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