© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    13/99 26. März 1999


Mathias von Gersdorff: Talkshows – Die Furche des Schmutzes für die Heime
Tiefausläufer der Frankfurter Schule
Holger Stürenburg

Seit vielen Jahren kämpft die Aktion "Kinder in Gefahr", eine Unterorganisation der Deutschen Gesellschaft für eine christliche Kultur e.V. des Frankfurter Kaufmanns und Journalisten Mathias von Gersdorff, mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen, vielfältigen Schriften und vor allem Petitionen an politische Mandatsträger gegen Gewaltverherrlichung, Pornographie und die ständige Proklamation von ausschweifender Sexualität, Promiskuität und Perversion in den Medien, vor allem im Fernsehen.

Dies war auch nötig geworden, seit im Herbst 1992 die ersten Talkshows über die Bildschirme flimmerten. Inzwischen gibt es fast 100 solcher Sendungen pro Woche; eine Negativentwicklung, die wir vor allem der Zulassung von kommerziellen TV-Stationen durch die Kohl-Regierung Mitte der 80er Jahre zu "verdanken" haben.Das kommerzielle TV appelliert an einen proletarischen Massen-Geschmack, und vor allem fallen nach und nach nahezu alle moralischen Schranken. Dies kann man besonders an eben solchen Talkshows erkennen, die Mathias von Gersdorff in seinem neuen Buch "Talkshows - Die Furche des Schmutzes für die Heime" genauer unter die Lupe nimmt. Mathias von Gersdorff präsentierte eine eingehende und detailgetreue Untersuchung von mindestens 30 Talkshows der Reihen "Hans Meiser", "Arabella", "Bärbel Schäfer" oder "Ilona Christen" und hat sich dafür zumeist solche Themenstellungen herausgesucht, die bereits im Titel darlegen, daß sie nahezu sämtliche Schamgrenzen überschritten haben. "Die ideologischen Hintergründe derartiger Talkshows sieht von Gersdorff in der sexuellen Revolution der späten 60er Jahre, vor allem in der Proklamation bzw. Ausführung der Maximen der "Frankfurter Schule", die, so der Autor, "die völlige Zerstörung aller Normen, die die Sexualität des Menschen regeln" zum Ziel hatte. Zusätzlich beklagt er die Nutzung einer äußerst vulgären Sprache in den Sendungen, wenn es um Sexualität bzw. sexuelle Handelsoperationen geht.

Von Gersdorff über 250seitige Analyse hebt sich von ähnlichen Expertisen aus dem christlich-konservativen Lager besonders deshalb positiv ab, weil er auf frömmelnde Beigaben, Bibelzitate, oft tatsächlich reaktionär ausgestaltete Thesen und vor allem jegliche Verschwörungstheorien verzichtet. Oft sind gar keine Kommentare mehr nötig, wenn "Arabella" die Penislänge von Prince oder Frank Sinatra definiert, Bärbel "Orgasmuszeiten" herrschaftsfrei diskutiert oder andere Kollegen dem erstaunten Publikum "Potenztrainer" oder "Zungenspiel-Kondome" präsentieren. "Talkshows - Die Furche des Schmutzes für die Heime" ist durchaus zu empfehlen, weil es selten eine kompaktere, beweissicherere und sprachlich brillantere Analyse derartiger Phänomene der Zeit nach 1968 gegeben hat als dieses Buch.

 

Mathias von Gersdorff: Talkshows - Die Furche des Schmutzes für die Heime , 269 Seiten, ISBN: 3-9805070-8-4; erhältlich bei: DVCK e.V., Emil-von-Behring-Straße 43, 60439 Frankfurt am Main.


 
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