© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    08/99 19. Februar 1999


Zeitschriftenkritik: "PUR"
Nicht zeitgeisthörig
Werner Olles

PUR, das monatlich erscheinende Magazin für Politik und Religion, wirbt für sich selbst mit den Attributen "wertkonservativ" und "nicht zeitgeisthörig", "katholisch mit Sympathie für Papst und Kirche". Da die Zeitschrift unabhängig von Parteien, kirchlichen und staatlichen Zuwendungen ist, kann sie es sich erlauben, Fehlentwicklungen innerhalb der Kirche zu kritisieren und zu schreiben, was ihr wichtig ist.

So berichtet PUR unter anderem über die oft dramatische Lage unterdrückter und verfolgter christlicher Minderheiten in islamischen Ländern wie zum Beispiel im Sudan oder neuerdings in Indonesien, aber auch im hinduistischen Indien. Angesprochen wird aber auch offen die Diskriminierung arabischer Christen in Israel und die zum Teil sehr bedrückende Lage der israelischen Judenchristen, der "Yehudim Meschichim", einer messianischen Glaubensgemeinschaft, die in ihrem eigenen jüdischen Staat auf große Schwierigkeiten stoßen und besonders von orthodoxen Juden an der Ausübung ihrer Religion gehindert werden.

PUR solidarisiert sich aber auch mit dem jungen Verleger Börger, der sich seinem Wehrdienst durch Flucht ins Ausland entzog, weil er einem "Unrechtsstaat, der jährlich 300.000 Abtreibungen erlaube, nicht dienen" wolle. Börger erklärte, daß "eine Regierung, die Krieg gegen das eigene Volk führe, keine Loyalität erwarten" könne.

Etwas weit hergeholt scheint dagegen die Sorge von PUR zu sein, daß im New Age, im weltanschaulichen Vegetarismus oder im Tierschutz "nationalsozialistisches Gedankengut im Verborgenen blüht". Ob "Hitlers okkulte Energien" tatsächlich überall dort wirksam werden, wo gependelt, gewahrsagt oder Tische gerückt werden, ist dann doch eher zweifelhaft. Sollte das Christentum wirklich "im neuheidnischen Sumpf versinken", dann ist wohl weder die "Rückkehr der Götter" noch esoterischer Mummenschanz daran schuld, sondern die christlichen Kirchen mit ihrer Mutlosigkeit und ihrem Opportunimus.

Faszinierend ist ein Interview von Franz Alt mit der Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross, die nach ihrem sechsten Schlaganfall nun in einem Haus in Arizona auf den Tod wartet. Frau Kübler-Ross, deren Bücher in zwanzig Sprachen Millionenauflagen erzielten, beschreibt hier sehr eindrücklich die spirituellen Erfahrungen ihrer Nah-Tod-Erlebnisse. PUR stellt auch den ZDF-Nachrichtensprecher und Moderator des neuen Politmagazins Berlin direkt vor, den Theologen und christlichen Buchautor Peter Hahne, der zu unseren meistgelesenen Schriftstellern gehört. Allein in Deutschland wurden Hahnes Titel über zwei Millionen Mal verkauft.

Manches an PUR wirkt ein wenig bieder und allzu behäbig, aber als Gesamteindruck bleibt festzuhalten, daß hier eine Zeitschrift den Versuch wagt, gegen den Strom zu schwimmen und unbequeme Meinungen zu äußern. Allein dies macht sie sympathisch.

 

"PUR", Friedrich-Wirth-Str. 4, 88353 Kißlegg, erscheint monatlich. Das Jahresabo kostet 59 DM, für Schüler 49 DM.


 
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