© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    07/99 12. Februar 1999


Bülent Arslan
Die Sprache in der er träumt
von Alexander Schmidt

Mit der Wahl von Bülent Arslan in den Landesvorstand hat der neue Landesvorsitzende der CDU Nordrhein-Westfalen,s Jürgen Rüttgers, politischen Rückenwind erhalten.

Arslan sieht sich selbst als konservativ-liberal, deshalb will er noch in dieser Woche in seiner Gemeinde Viersen seine Unterschrift in die Liste der CDU gegen die doppelte Staatsbürgerschaft setzen, weil er den Doppelpaß nur als Hinderungsgrund für viele Türken in Deutschland sieht, den "konsequenten Schritt in die neue Heimat" zu machen. Das ist sein Beitrag zur Integration und zum Miteinander iin seiner Heimat Deutschland.

Arslan wurde 1976 in der Türkei geboren, als sein Vater schon in Viersen arbeitete, seine Mutter zog kurz darauf nach Deutschland um, wo seine beiden Schwestern das Licht der Welt erblickten. Zwar wurde in seiner Familie kein einziges Wort Deutsch gesprochen, seiner Grundschulzeit aber und dem Umstand, daß damals noch kein türkischer Sender in Deutschland ausstrahlte, verdankt Arslan, daß er "in dieser Sprache und Kultur längst denkt und sogar träumt".

Mit 15 Jahren trat er der Jungen Union und dem Mutterschiff CDU bei, weil er es als gläubiger Muslim für konsequent hält, sich in einer Partei zu engagieren, dessen christlich-soziales Gesellschafts- und Familienbild sich auch im Koran fände. Nach dem Brandanschlag von Solingen verstärkte er seine politische Arbeit. Seit 1995 steht der Volkswirt dem Ausländerbeirat der Stadt Viersen vor, mittlerweile heißt auch der Vorsitzende des Deutsch-Türkischen Forums Bülent Arslan.

Vor zwei Jahren legte er zusammen mit dem Europaparlamentarier Peter Liese, dem Bundestagsabgeordneten Norbert Röttgen und dem Integrationspolitischen Sprecher der Jungen Union, Oliver Wittke, ein Positionspapier "Für eine moderne Integrationspolitik der CDU" vor. Darin warnt er vor sozialen Konflikten, die bei einer mißlungenen Integration zu erwarten seien. Das Ziel müsse "integrative Gesellschaft" lauten, in der Integration nicht Assimilation bedeutet. Die Initiative müsse aber auch von der türkischen Bevölkerung selbst ausgehen, deren politische Aktivität sich nicht nur auf das Thema Ausländerpolitik beschränken dürfe. "Wir müssen das Gemeinsame, nicht das Trennende suchen."

Ob diese Aussagen 87,5 Prozent aller Delegierten dazu bewogen hat, ihn noch vor dem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Union im Bundestag, Friedrich Merz, in den Landesvorstand zu wählen, oder die Tatsache, daß er "unter sicherheitspolitischer Fragestellung ein entschiedenes Vorgehen gegen die PKK" fordert, ist ungewiß. Es ist in jedem Fall ein Zeichen für die Erneuerung der CDU, sowohl im Altersdurchschnitt als auch in der politischen Orientierung.


 
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