© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    05/99 29. Januar 1999


Meldungen

US-Diplomat soll Regierung in Bagdad stürzen

NEW YORK. Die USA haben ihren Widerstand gegen die Material- und Ersatzteilverträge des Irakes aufgegeben. Dies verlautbarte aus UN-Kreisen. Danach wurden in den letzten Tagen 43 Ersatzteilverträge im Wert von umgerechnet 19,8 Millionen Mark freigegeben. Washington war nach Forderungen Rußlands, Chinas und Frankreichs, das Embargo gegen den Irak völlig aufzuheben, unter Druck geraten. Das "Öl für Nahrungsmittel"-Programm könne, so die UN, nun voll ausgeschöpft werden. Der Irak darf danach Erdöl exportieren, um mit dem Erlös Nahrungsmittel und Medikamente zu kaufen. Die Raffeinerien des Landes wie die Industrieanlagen sind in miserablem Zustand. US-Außenministerin Madelaine Albright ernannte unterdessen einen US-Diplomaten, der die irakischen Oppositionsgruppen untersützen soll, um Saddam Hussein zu stürzen. Mit dieser Aufgabe wurde der stellvertretende US-Botschafter in der Türkei, Frank Ricciardone, betraut.

 

Indonesien: 45 Tote bei Ausschreitungen

JAKARTA. In Indonesien sind über 45 Menschen bei Ausschreitungen getötet worden, die mehrere Tage dauerten. Wie die Polizei in der Krisenprovinz der Molukken mitteilte, wurden allein in der Stadt Ambon 37 Menschen umgebracht. Sechs weitere seien in der Ortschaft Batubulang und zwei auf der Insel Sulawesi ums Leben gekommen. Viele Opfer werden noch unter Trümmern von Häusern vermutet, die von einer aufgebrachten Menge in Schutt und Asche gelegt wurden. Durch die Tumulte war auch die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln akut gefährdet. Ein Gruppe von 40 Ausländern, die sich in der Unruheregion aufgehalten hatte, wurde ins australische Darwin ausgeflogen. Mehrere hundert weitere Touristen warten auf dem Flughafen von Abom noch auf die Ausreise. Anlaß für die Unruhen, die schon während des moslemischen Ramadan angefangen hatten, war ein Streit zwischen einem christlichen Taxifahrer und seinem moslemischen Fahrgast.

 

Zwangsarbeiter drohen deutschen Betrieben

PRAG. Mit Klagen droht der tschechische Verband der Zwangsarbeiter deutschen Unternehmen. Es geht um Entschädigungen in Millionenhöhe. Der 75jährige Vorsitzende des Verbandes, Karel Ruzicka, kündigte an, man werde die deutschen Firmen, die Zwangarbeiter beschäftigt hätten, mit einer Zahl von Einzelklagen überziehen. Der deutschenRegierung warf Ruzicka vor, die osteuropäischen Zwangsarbeiter zu diskriminieren. Nur die westlichen ehemaligen Zwangsarbeiter hätten die Aufmerksamkeit der Bundesregierung. Anwälte der Schweizer Großbanken UBS und CS Group einigten sich mit Überlebenden des Holocaust und jüdischen Gruppen auf den Text eines außergerichtlichen Vergleichs. Im vergangenen August hatten sich die Schweizer Banken und die jüdischen Gruppen auf Entschädigungszahlungen in Höhe von zwei Milliarden Mark geeinigt. Im Gegenzug zur pauschalen Entschädigung verzichteten der Jüdische Weltkongreß und private jüdische Kläger auf Sammelanklagen der Schweizer Banken in den Vereinigten Staaten. Vor der Einigung mit dem Jüdischen Weltkongreß sahen sich die Banken und Geldinstitute Boykottdrohungen gegenüber. Nun hoffen die Schweizer, eine gütliche Regelung erreicht zu haben.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen