© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    01/99  01. Januar 1999

 
 
Manfred Brunner
Konsequent bis zuletzt
von Dieter Stein

Eines seiner Hauptziele ist für Manfred Brunner in Erfüllung gegangen. Helmut Kohl, der Verantwortliche für das Abenteuer "Euro", trat nach der letzten Bundestagswahl als Bundeskanzler und CDU-Vorsitzender ab. Zuvor war es ihm in mehreren Prozessen vor dem Bundesverfassungsgericht gelungen, entscheidende Nachbesserungen beim Maastricht-Vertrag zu erzwingen. Kohl war seinerzeit für die Ablösung Brunners als Kabinettschef von Martin Bangemann, Vizepräsident der EU-Kommission in Brüssel, verantwortlich. Brunner hatte 1992 massive öffentliche Kritik an dem Experiment einer europäischen Einheitswährung geübt und wurde postwendend politisch kaltgestellt.

Der 1947 in München geborene Manfred Brunner ist ein Politiker, der über ein sprühendes Charisma, Rednerbegabung und natürliche Autorität verfügt. Er ist eine Ausnahmeerscheinung unter den bürgerlich-konservativen Politikern – keinem schlug in den letzten Jahren mehr Vertrauen seitens der von etablierten Parteien enttäuschten Bürgern entgegen. Nicht umsonst bestimmten bei einer kürzlich unter JF-Lesern durchgeführten Umfrage 77 Prozent der Leser Manfred Brunner zum beliebtesten Politiker. Brunner, der im Hauptberuf Rechtsanwalt ist, war über 20 Jahre in verschiedenen Funktionen für die FDP tätig gewesen, von 1983 bis 1989 als bayerischer FDP-Landesvorsitzender.

Sein Dilemma war, daß er mit dem Euro-Thema allein und der Zustimmung, die ihm auf Hunderten von Veranstaltungen in Deutschland entgegenschlug, keine Lücke für seinen Bund Freier Bürger (BFB) öffnen konnte. Bei Wahlen kam die Partei überregional nie über den Nullkomma-Bereich hinaus. Brunner war dabei der vitale Motor eines politischen Unternehmens, der Menschen kraft seiner Überzeugung mitreißen konnte. Er begeisterte seine Zuhörer für ein politisches Engagement, die sich von bisherigen rechtskonservativen Formationen nicht hatten ansprechen lassen. Mit seinem für Februar angekündigten Rücktritt vom Bundesvorsitz und dem Austritt aus der von ihm 1994 gegründeten Partei dürfte das endgültige Aus dieser Formation besiegelt sein. Zwischen der oppositionellen Union und der FDP auf der einen und den Republikanern auf der anderen Seite war nach dem Wegfall des Euro-Themas kein Platz mehr.

Brunner hat angekündigt, bei den kommenden Europawahlen seine "europapolitische Kompetenz und das Vertrauen vieler Bürger" einzusetzen. Man kann nur spekulieren, ob dies ein Engagement für die einen europapolitisch kritischen Kurs steuernde Stoiber-CSU bedeuten kann. Andererseits hat sein enger politischer Freund, Peter Gauweiler, ebenfalls seinen Rücktritt als CSU-Bezirksvorsitzender von München für den Februar angekündigt. Es könnte sein, daß sich hier eine neue Konstellation anbahnt.


 
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