© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    52 u. 53/98  18. Dezember / 25. Dezember 1998

 
 
Meldungen

Kritik an Allzuständigkeit von vielen Schriftstellern

DÜSSELDORF. Der Dichter, Dramatiker und Essayist Hans-Magnus Enzensberger hat die vermeintliche Allzuständigkeit vieler Schriftsteller kritisiert. Bei der Entgegennahme des diesjährigen Heinrich-Heine-Preises der Stadt Düsseldorf bedauerte der 69jährige, daß manche Schriftsteller glaubten, sich überall einmischen zu müssen. Es gebe zwar Situationen, in denen man nicht anders handeln könne. "Der Zugang zu den Medien bringt allerdings für manch einen Verpflichtungen und Verlockungen mit sich", meinte der Preisträger. In der Begründung des mit 25.000 Mark dotierten Preises hatte die Jury Enzensberger als Repräsentanten aufklärischen Denkens in der Tradition Heines gewürdigt. "Seine Kritik an vorgeblichen Wahrheiten stellt nicht nur Gewohntes in Frage, sondern eröffnet neue Sichtweisen", begründete die Jury ihre Preisverleihung.

 

Stolpe fordert Schutz für nationale Kulturgüter

POTSDAM. Einen besseren Schutz für Kulturgüter von nationaler Bedeutung hat der brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe gefordert. Es müsse verhindert werden, daß solche Kunstschätze auf dem freien Markt verschwinden, sagte der SPD-Politiker nach einer Sitzung der Kulturstiftung der Länder vorigen Freitag in Potsdam. Die Liste des "national wertvollen Kulturgutes", die bisher rund 500 Stücke in privatem Besitz umfaßt, müsse erweitert und ein Verkauf ins Ausland verboten werden, erklärte Stolpe. Die Kulturstiftung hatte auf ihrer Tagung beschlossen, sich mit neun Millionen Mark an dem Ankauf von elf Kunstwerken für staatliche Museen und Sammlungen zu beteiligen.

 

Goethe-Institut befürchtet weitere Schließungen

MÜNCHEN. Das Goethe-Institut befürchtet die Schließung weiterer Kultureinrichtungen im Ausland, falls die neue Bundesregierung die Stellenkürzungspolitik ihrer Vorgänger fortsetzt. Bei der Vorlage des Jahresberichts am Donnerstag voriger Woche in Bonn sagte Generalsekretär Joachim Sartorius, für das Goethe-Institut sei es eine "lebenswichtige Frage", daß es über das Jahr 2000 hinaus keinen weiteren Personalabbau gebe. Sollten sich die Personalkürzungen fortsetzen, müssen nach Angaben von Sartorius bis zum Jahr 2003 noch einmal 100 Stellen abgebaut werden. Damit wären erneut eine Reihe von Auslandsinstituten von der Schließung bedroht. Bereits unter der alten Bundesregierung sei das Goethe-Institut zuletzt "am ausgestreckten Arm" verhungert, beklagte Präsident Hilmar Hoffmann.

 

Solschenizyn erhält hohen russischen Kulturorden

MOSKAU. Der russische Schriftsteller Alexander Solschenizyn ("Archipel Gulag") wird mit dem höchsten Kulturorden seines Landes ausgezeichnet. Das kündigte Rußlands Präsident Boris Jelzin vergangenen Freitag in Moskau an. An diesem Tag feierte Soleschenizyn seinen 80. Geburtstag. Der ehemalige Dissident erhalte den Andreas-Orden für seine "außerordentlichen Verdienste für das Vaterland und die Weltliteratur", erklärte Präsidentensprecher Jakuschkin der Nachrichtenagentur Interfax. Solschenizyn, der 1970 den Literaturnobelpreis erhalten hatte, war acht Jahre in Straflagern festgehalten und 1974 aus der Sowjetunion ausgewiesen worden. Bis zu seiner Rückkehr 1994 lebte er im amerikanischen Exil.


 
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