© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    49/98  27. November 1998

 
 
Frisch gepresst

Ernst Jünger. In seiner Studie "Leute von übermorgen und von vorgestern. Ernst Jüngers Ikonographie der Gegenaufklärung und die deutsche Rechte nach 1945" (Philo Verlag, 398 Seiten, 78 Mark) versucht der Berliner Publizist Horst Seferens zu zeigen, daß der am 17. Februar dieses Jahres verstorbene Schriftsteller nicht zuletzt in seinem Spätwerk eine ausgefeilte Technik der literarischen Tarnung entwickelt habe, die es ihm erlaubte, politisch-strategische Diskurse und programmatische Reflexionen in eine komplexe Metaphern- und Bildersprache aufzulösen. Seferens kommt zu dem Ergebnis, daß Jünger das Projekt einer "Konservativen Revolution" nach 1945 weiterentwickelt hat, ohne dabei die Tabus der politischen Kultur der Bundesrepublik zu verletzen.

 

Gerd Koenen nimmt in seinem Band "Utopie der Säuberung" (Alexander Fest Verlag, 452 Seiten, 44 Mark) die aktuelle Debatte über Courtois’ "Schwarzbuch des Kommunismus" auf und zeigt, daß das kommunistische Experiment auf den reaktionär-utopischen Versuch hinauslief, von einem Zentrum her Staat, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur einer totalen "Säuberung" zu unterwerfen. Ein solches Projekt war in seiner Radikalität ohne Beispiel und mußte deshalb scheitern. Gerd Koenen, der selbst von der Linken kommt, zieht schonungslos Bilanz und fragt nach den Beweggründen der Akteure.

 

Carl Schmitt hat wie kein anderer die staatsrechtliche Diskussion im 20. Jahrhundert bestimmt, herausgefordert und polarisiert. Welchen Einfluß auf seine Theorien dabei die katholische Theologie und Soziallehre hatte, wie sich zeitgenössische Katholiken zu seiner Person und zu seinem Werk geäußert haben, welche Verbindungen er zu namhaften katholischen Intellektuellen hatte, wie Schmitt zu den verschiedenen Gruppierungen des deutschen Katholizismus stand und welche Rolle der Katholizismus bei der Entmachtung Carl Schmitts 1936 spielte, diesen Fragen geht Manfred Dahlheimer in seiner voluminösen Studie "Carl Schmitt und der deutsche Katholizismus 1888 – 1936" (Schöningh Verlag, 630 Seiten, 98 Mark) nach.


 
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