© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    48/98  20. November 1998

 
 
Israel-Reise: Abgewiesene Pilger protestieren
Anhaltende Empörung
H.-P. Rissmann

Die spektakuläre Erteilung eines Landeverbotes durch israelische Behörden für eine Linienmaschine der Lufthansa am 9. November (JF berichtete) und die Umleitung nach Ankara könnte ein juristisches Nachspiel bekommen. Anwälte prüfen derzeit, wer für den entstandenen Schaden der Fahrgäste (rund 140.000 Mark) aufkommen soll: Lufthansa oder der israelische Staat.

Lufthansa-Flug LH 690 war wegen irreführender Presseberichte gestoppt worden. Zeitungen schrieben kurz vor dem Abflug, bei einer 33köpfigen mitreisenden Pilgergruppe der "Deutschen Konservativen" handele es sich um "Veteranen der Nazi-Partei" (Jedijot Achronot). Die Gruppe, darunter der ehemalige Berliner Innensenator und CDU-Politiker Heinrich Lummer (66), mußte beim erzwungenen Stop in Ankara das Flugzeug verlassen. Erst dann durfte die Maschine wie geplant, aber mit Verspätung, nach Tel Aviv weiterfliegen.

Inzwischen haben die meisten der Reisenden förmlichen Protest bei der Israelischen Botschaft in Bonn eingelegt. Der Leiter der Pilgergruppe, Pfarrer Winfried Pietrek, langjähriger Kolumnist der katholischen Bildpost, schreibt über die Botschaft an den verantwortlichen israelischen Innenminister: "Das pauschale Einreiseverbot für unsere Pilgergruppe ist eine solche Herausforderung, verbunden mit Verleumdung und Rufmord, daß ich solange keine Pilger mehr nach Israel führen werde, bis eine Entschuldigung und eine Einladung für unsere Gruppe vom israelischen Staat erfolgt."

Unter den Reisenden befand sich auch Irene Eichberger-Kiener, Psychologie-Professorin aus Wisbaden und nach eigenen Worten in einem "sehr antifaschistischen Elternhaus aufgewachsen". In einem Protestschreiben an die Israelische Botschaft erklärt Frau Eichberger-Kiener: "Es gab keinerlei einsichtigen Grund für ein solches Vorgehen. Auch die Behauptung, das sei alles nur gegen Herrn Siegerist (Vorsitzender der Deutschen Konservativen; die Red.) gedacht gewesen, rechtfertigt keineswegs eine derart pauschale Beurteilung".

Der Versuch Siegerists, seine persönliche Einreise am 15. November über ein Lufthansa-Ticket zu erzwingen, scheiterte wieder an der israelischen Botschaft, die ihm mitteilen ließ, daß seine Einreise unerwünscht sei. Nun werden die Anwälte sprechen müssen.

Elfi Dammian (77), ebenfalls Leiterin der Reisegruppe, kann sich auch Tage nach der geplatzten Reise kaum beruhigen: "Ich bin empört und hätte ein solches Verhalten von der israelische Seite nicht erwartet."


 
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