© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    47/98  13. November 1998

 
 
Frisch gepresst

Hooligans. Die Ausschreitungen während der Fußball-Weltmeisterschaft in Frankreich haben das Thema Gewalt und Fußball für einige Wochen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Häufig kam die vorherrschende Diskussion über die gewaltbereite Fanszene allerdings über plakative Schuldzuweisungen nicht hinaus. Fragen über das Wesen der Hooligans blieben meist unbeantwortet. In dem Band "Fußballrandale. Hooligans in Deutschland" (Klartext Verlag, 256 Seiten, 19,80 Mark) gehen der Volkskundler Jayin T. Gehrmann und sein Mitautor Thomas Schneider dieser Randaleszene auf den Grund. Die erstmals 1990 veröffentlichte Studie wurde jetzt aktualisiert und erweitert und bietet informative Einsichten und Erklärungen jenseits des herkömmlichen Rechts-Links-Schemas an.

Freiwirtschaftslehre. Die auf Silvio Gesell zurückgehende Freiwirtschaftsbewegung gerät immer wieder in den Verdacht, dem Nationalsozialismus Vorschub geleistet zu haben. Die Auseinandersetzung um die angeblichen oder realen "braunen Flecken" gestaltete sich vor allem deshalb sehr einseitig, weil es keine eingehende wissenschaftliche Untersuchung zu diesem Themenkomplex gab. Dem haben Werner Onken und Günter Bartsch mit ihrer im Fachverlag für Sozialökonomie (Pf 1320, 24319 Lütjenburg) erschienenen Schrift "Natürliche Wirtschaftsordnung unter dem Hakenkreuz" (76 Seiten, 14,80 Mark) abgeholfen. Trotz des bescheidenen Umfangs bietet die Veröffentlichung eine Fülle von Material über die auch im Dritten Reich sehr vielschichtige Freiwirtschaftsbewegung.

Eigeninitiativen. Am Beispiel von sieben Alternativprojekten verschiedener Länder Europas zeigt Andreas von Zadow in seinem Buch "Eigeninitiative" (Urachhaus, 139 Seiten, 29,80 Mark), daß es möglich ist, auch in einer Gesellschaft, die scheinbar keine Freiräume mehr läßt, zukunftsweisende Initiativen zu entfalten und neue Lebens- und Organisationsformen zu entwickeln. Dabei wird deutlich, daß Menschen durch ihren persönlichen Einsatz, ihre Phantasie und Kreativität in der Lage sind, einem zunächst aussichtslos erscheinenden Vorhaben schließlich doch zum Durchbruch zu verhelfen. Ein solches Projekt ist nach Ansicht Zadows die Schönauer Bürgerinitiative "Netzkauf", die gegen den erklärten Willen des Gemeinderates per Bürgerentscheid den Aufbau einer dezentralen, ökologischen, kommunalen Energieversorgung durchsetzen konnte.


 
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