© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    47/98  13. November 1998

 
 
Meldungen

Sprachverwirrung beim Thema Abtreibung

KASSEL. Eine zunehmende Sprachverwirrung beim Thema Abtreibung hat der Journalist Jürgen Liminski kritisiert. So sei der häufig gebrauchte Begriff "Schwangerschaftsunterbrechung" Unsinn, da sich eine Schwangerschaft nach der Abtreibung nicht fortsetzen lasse. Vor Teilnehmern des Treffens Christlicher Lebensrechtsgruppen (TCLG) in Kassel kritisierte Liminski auch die Sprachregelungen von Politikern und Richtern. Mit Blick auf das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu den bayerischen Abtreibungsbestimmungen sagte der Journalist: "Die Justiz eiert um Begriffe herum, um zu verschleiern, daß es um die Tötung von Menschen geht." Daß in den Medien die Belange des Lebensschutzes für ungeborene Kinder nur unzureichend vorkämen, führt Liminski auf das Desinteresse der Redaktionen zurück. Überdurchschnittlich viele Journalisten hätten ein eher gestörtes Verhältnis zu Ehe und Familie.

 

Ehemalige DDR-Kritiker appellieren an Clinton

BERLIN. Anläßlich des neunten Jahrestages des Mauerfalls haben ehemals führende Köpfe der DDR-Opposition an US-Präsident Bill Clinton appelliert, Stasi-Akten, die sich im Besitz des amerikanischen Geheimdienstes CIA befinden, herauszugeben. Am Montag überreichten sie einen für Clinton bestimmten Brief mit einer entsprechenden Bitte der Außenstelle der US-Botschaft. Die parteiübergreifende Initiative – Unterzeichner des Schreibens sind unter anderem die CDU-Bundestagsabgeordneten Rainer Eppelmann und Arnold Vaatz, Bärbel Bohley, Gerd Poppe und Freya Klier – erhofft sich die Enttarnung von ehemaligen Stais-Spitzeln, die heute womöglich in wichtigen Funktionen in Politik und Gesellschaft tätig seien. Die Dokumente seien nach Angaben der Gauck-Behörde in den Wirren der Wendezeit in die Hände des US-Geheimdienstes geraten. Der CIA in Washington wollte dazu bisher keine Stellungnahme abgeben.

 

Lehmann gegen Aufwertung homosexueller Paare

BONN. Der Streit um die von der rot-grünen Regierungskoalition vorgesehene Aufwertung homosexueller Lebensgemeinschaften spitzt sich zu. Nachdem der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Karl Lehmann, am 5. November Justizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) vor einer "weiteren Auflösung von Ehe und Familie" durch eingetragene Partnerschaften für homosexuelle Paare gewarnt hatte, kündigte FDP-Generalsekretär Guido Westerwelle eine Unterstützung der Regierungspläne im Bundestag an. Westerwelle bezeichnete die Kritik Lehmanns als nicht mehr zeitgemäß. Für Liberale seien "alle Lebensgemeinschaften wertvoll, in denen Menschen Verantwortung füreinander übernehmen". Deshalb dürften solche neuen Verantwortungsgemeinschaften nicht diskriminiert werden. Rechtliche Benachteiligungen seien deshalb abzuschaffen. Bischof Lehmann warf der Justizministerin vor, aufgrund des rot-grünen Koalitionsvertrages eine grundsätzliche Annäherung von gleichgeschlechtlicher Partnerschaft und Ehe anzustreben. "Keineswegs" wolle er Homosexuelle in ihrer eigenen Lebensweise als solche diskriminieren, sagte Lehmann. Gesetzliche Regelungen etwa im Erbrecht oder Unterhaltanspruch können durchaus geschaffen werden. Dazu sei aber keine offizielle Anerkennung dieser Lebensformen nötig.


 
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