© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    46/98  06. November 1998

 
 
Frisch gepresst

Nationalsymbole. Wohl kaum ein anderes Volk geht mit seinen nationalen Symbolen so nachlässig um, wie wir dies in unserer jüngsten Geschichte getan haben. Der Mißbrauch im Dritten Reich hat die Deutschen gegen alles Nationale mißtrauisch gemacht. Dennoch können auch die Deutschen nicht auf Zeichen verzichten, in welchen sie ihre Nation dargestellt sehen. Deshalb ist es erfreulich, daß der Bundesanzeiger Verlag in Köln eine der fundiertesten Darstellungen der Geschichte der deutschen Farben, Hymnen, Wappen und Feiern aktualisiert und neu aufgelegt hat. Erstaunlich daran ist besonders, daß der anerkannte Rechtshistoriker Hans Hattenhauer in seinem Buch "Deutsche Nationalsymbole" (256 Seiten, 68 Mark) auch die Symbole der ehemaligen DDR sowie Österreichs einbezogen hat.

 

Tarantel. Als sich der Kalte Krieg und die Spaltung Deutschlands einem ersten Höhepunkt näherte, rief der junge Ostberliner Journalist Heinrich Bär zwei Publikationen ins Leben: 1950 startete er die satirische Monatsschrift Tarantel, die in der DDR heimlich von Hand zu Hand gereicht wurde. Auf der knallbunten Titelseite das Portrait eines ordenbeladenen Josef Stalin mit der Schlagzeile "Ein Volk! Ein Reich! Wie früher!" Ab 1955 belieferte die Agentur tarantelpress die internationale Presse mit politischen Kommentaren. Die kleine Redaktion wollte den Kalten Krieg mit Lächeln überwinden und die Unruhe wachhalten über Unfreiheit und Teilung. Im April 1962 erschien die 124. und letzte Ausgabe der "Monatsschrift der Sowjetzone". 1968 stellte der Verlag seine Tätigkeit ein. Die Geschichte der Tarantel hat Walter Schulz-Heidorf, Bärs langjähriger Stellvertreter, in seiner Erinnerungsschrift "Preis unbezahlbar – Die Tarantel" (295 Seiten, 36 Mark) nun dem Vergessen entrissen.

 

Discount-Milliardäre. Aldi ist ein Markenname. Aldi hat einen Bekanntheitsgrad wie wenige. Aldi ist ein Synonym für unschlagbar billiges Einkaufen. Drei von vier Bundesbürgern frequentieren regelmäßig die Filialen der Gebrüder Albrecht. Alleine in Deutschland gibt es rund 3.000 dieser "Kartonverwahranstalten mit dem Charme einer Legebatterie". Doch das Handelsimperium mit einem geschätzten Umsatz von 45 Milliarden Mark scheut die Öffentlichkeit. Wer mehr über die Geschäftsidee der Discount-Milliardäre erfahren will, kann jetzt auf Hannes Hintermeiers "ALDI-Welt" (Blessing, 253 Seiten, 39,90 Mark) zurückgreifen.


 
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