© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    45/98  30. Oktober 1998

 
 
Meldungen

Filmmaterial aus dem Dritten Reich entdeckt

BERLIN. Über 50 Jahre lagerten im Haus des ehemaligen US-Sergeanten Herbert St. Goar seltene Farbfilmdokumente, die Adolf Hitlers Pilot Hans Baur aufgenommen hatte. Der Sergeant war 1945 Chef einer 70köpfigen Ermittlungstruppe der "Intelligence Branch" des 196th Field Artillery Battalion der amerikanischen Militärregierung in München. Baur, persönlicher Chefpilot Hitlers, hatte St. Goar das Material persönlich übergeben. Dieser lieferte die Filmrollen jedoch nicht pflichtgemäß im US-Kriegsministerium ab, sonden schickte diese in sein Heim nach Chattanooga/ Tennessee und zeigte sie dort bisweilen seinen Gästen. Dieses Filmmaterial wird von Hans Günther Voigt vom Berliner Bundesfilmarchiv als zeitgeschichtlich höchst interessant und "äußerst rar" bezeichnet. Bislang verfügt nur das in Jerusalem ansässige und von dem amerikanischen Hollywood-Regisseur gegründete "Spielberg-Filmarchiv" über eine von Baur gedrehte Filmrolle.

Vor 75 Jahren wurde aus der Türkei eine Republik

ISTANBUL. Mit großem Zeremoniell und vielen Veranstaltungen begeht die Türkei das 75jährige Bestehen als Republik. Die Errichtung der Republik ist untrennbar verbunden mit dem Namen Mustafa Kemal, genannt "Atatürk" (Vater der Türken). Dieser hatte sich zunächst einen Namen im Kampf gegen die Siegermächte des Ersten Weltkrieges gemacht, die die Türkei nach 1918 aufzuteilen gedachten. Im Herbat 1919 bildete Kemal eine Armee, um der Gefahr der Zerstückelung des Landes durch die Entente-Mächte zuvorzukommen. Der 1920 dem türkischen Sultan aufgezwungene Friedensvertrag von Sèvres, ein Pendant zum Versailler Vertag mit Deutschland, wurde von Kemal nicht anerkannt. Nach dem Abschluß eines neuen Friedensvertrages in Lausanne 1923, nachdem Griechenland militärisch besiegt wurde, setzte Kemal den letzten Kalifen, Sultan Abdül Meschid, ab und proklamierte die Republik.

Peru und Ekuador schließen Frieden

BRASILIA. Drei Jahre nach dem letzten Krieg zwischen Peru und Ekuador haben die Regierungen beider Staaten ein Friedensabkommen unterzeichnet. Der Vertrag wurde von Perus Präsident Alberto Fujimori und seinem ekuadorianischen Amtskollegen Jamil Mahuad in der brasilianischen Hauptstadt Brasilia unterzeichnet. In diesem Vertrag wird erstmals vor allem im strittigen Amazonasgebiet eine exakte Grenzlinie gezogen. Peru und Ekuador führten seit 1941 drei Kriege gegeneinander, in denen mehr als 600 Menschen getötet wurden. Der Zeremonie wohnten neben Brasiliens Präsident Fernando Henrique Cardoso auch die Präsidenten Argentiniens und Chiles, Carlos Menem und Eduardo Frei, bei.

Prag: Ex-Bürgermeister von Wien war ein Spion

PRAG. Der frühere Direktor des tschechischen Dokumentationszentrums, Václav Benda, hat die gegen den Wiener Ex-Bürgermeister Zilk erhobenen Vorwürfe bestätigt, dieser sei in den sechziger Jahren für den tschechischen Geheimdienst STB auch als Agent tätig gewesen. Wie der Sprecher des tschechischen Präsidenten, Ladislav Spacek, mitteilte, informierte Benda Präsident Václav Havel. "Dafür wurde Zilk auch bezahlt", so der Sprecher des Präsidenten. Zilk dementierte die Vorwürfe unterdessen als "lachhaft".


 
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