© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    44/98  23. Oktober 1998

 
 
Kulturtagebuch: Landschaftsmalerei auf alten deutschen Freimarken
Auf der Suche nach dem Künstler
JF

Eine Entdeckung besonderer Art machte unlängst der rheinische Heimatforscher Gerold Hank. Nach jahrzehntelanger Forschung gelang es ihm, den Künstler zu finden, der vor rund sechzig Jahren die erste und bisher eindrucksvollste Abbildung des Drachenfelses bei Bonn für eine Briefmarkenserie mit Burgen angefertigt hatte.

In einer Serie mit anderen herausragenden Darstellungen europäischer Denkmäler wie der Kaiserpfalz in Goslar, dem Römer in Frankfurt und dem Hohentwiel bei Singen zeigt die Marke in Stichtiefdruck und blauschwarzer Farbe den Drachenfels von seiner Ostseite mit reicher Bewaldung, genauer Linienführung der Zahnradbahn und dem Blick auf das sich öffnende Rheintal mit den Inseln – das Ganze sehr kontrastreich mit dem Gebirgsmassiv als Tor zum sonnigen Süden.

Einziger Hinweis auf den Künstler war der unter der Abbildung eingetragene Name H. Trier. Auch der Briefmarkenservice der Deutschen Post konnte keine Auskünfte zum Verbleib des Malers geben. Da kam Hank die Ausstellung "Neue und ältere Malerei von Hann Trier" zu Hilfe. In einem Gespräch nach der Eröffnung im Rheinischen Landesmuseum Bonn bestätigte der Maler dem Sammler, daß er die ganze Serie für die Wohlfahrtsausgabe des damaligen Winterhilfswerks 1939 angefertigt hatte. Auch in Kreisen des Landesmuseums war die Überraschung groß, denn von dieser frühen gegenständlichen Schaffensperiode des Malers war dort nichts bekannt. Auch in der bisher erschienenen Literatur fehlten Hinweise darauf. Der 1915 in Düsseldorf geborene Künstler, zuletzt Professor für Malerei in Berlin, war erst seit den 50er Jahren als einer der bedeutendsten rheinischen Gegenwartskünstler und Vertereter der abstrakten Malerei bekannt gewoden.

Mit dem Bekanntwerden seines Talentes als Landschaftsmaler wird hier neben dem heimatkundlichen Wert für die nähere Umgebung auch die seltene Gabe eines Künstlers sichtbar, traditionelle Darstellungsformen und abstrakte in Kunst in gleicher Weise souverän zu beherrschen.

Eine weitere Serie augezeichneter Landschaftsmotive findet sich auch in einer Wohlfahrtsserie von 1938, gestaltet von Axster-Heudtlass. Motive einiger für die alpine Flora typischer Blumen wie Aurikel, Edelweiß und Alpenrose verleihen seinen Darstellungen eine besondere Ausstrahlung. Leider ist über den Verbleib dieses Künstlers bisher nichts bekannt geworden. (JF)


 
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