© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    44/98  23. Oktober 1998

 
 
BUND: Die Verwendung von Antibiotikaresistenzen sollte verboten werden
Freisetzungen untersagen
(JF)

Eine Kehrtwende in der Gentechnik-Politik fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Insbesondere die Freisetzung und Vermarktung gentechnisch veränderter Pflanzen solle die künftige rot-grüne Regierung untersagen und die lückenlose Kennzeichnung aller Gen-Produkte durchsetzen, verlangt der BUND-Gentechnikexperte Dan Leskien. "Nachdem die alte Bundesregierung die Entwicklung der Gentechnik ohne Rücksicht auf mögliche Gefahren gefördert hat, muß wieder eine sorgfältige Gegenüberstellung von Nutzen und Risiken sowie Transparenz für die Verbraucher die Politik bestimmen", meinte Leskien.

Der BUND fordert die beiden Verhandlungspartner auf, ein Moratorium für den Anbau aller transgenen Pflanzen zu beschließen. Desweiteren verlangt der Verband, die Verwendung von Antibiotikaresistenzen in der Pflanzenzüchtung zu verbieten, die Zuständigkeit für den Bereich der "grünen Gentechnik" vom Gesundheits- auf das Umweltministerium zu verlagern und Alternativen zum Anbau transgener Pflanzen zu fördern.

In den europäischen Nachbarstaaten setzt sich unterdessen zunehmend die Einsicht in die Risiken und Unwägbarkeiten durch, die mit der Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen verbunden sind. Frankreich hat zwischenzeitlich ein Freisetzungsmoratorium für gentechnisch veränderten Raps und Zuckerrüben verhängt. Bemerkenswert ist auch die Ankündigung des englischen Umweltministers Michael Meacher, ein Freisetzungsmoratorium für sämtliche transgenen Pflanzen zu prüfen. Auch der Umweltausschuß des Europäischen Parlaments hat sich vergangene Woche kritisch zu Wort gemeldet: Er forderte ein Moratorium für sämtliche Anträge, die die Vermarktung transgener Pflanzen behandeln, bis wissenschaftliche Unsicherheiten und die Defizite der Risikoabschätzung durch neue rechtliche Regelungen behoben seien. Ausdrücklich forderte der Ausschuß darüber hinaus, einen Antrag der Firma Pioneer auf Zulassung von genmanipulierten Maispflanzen abzulehnen, die mittels Gentechnik resistent gegen Insekten und Unkrautvernichtungsmittel gemacht wurden und zudem eine Antibiotikaresistenz enthalten.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen