© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    41/98  02. Oktober 1998

 
 
Bund Freier Bürger: Weitermachen, aber nicht wie bisher
"Ausgesprochen miserabel"
von Gerhard Quast

Am kommenden Sonntag trifft sich der Bundesvorstand des Bundes Freier Bürger (BFB) zu einer Sondersitzung. Wichtigster Tagesordnungspunkt: das Null-Komma-Zwei-Ergebnis bei der Bundestagswahl und die Schlüsse, die aus dem schlechten Abschneiden gezogen werden müssen.

Verständlicherweise "enttäuscht" zeigte sich deren Bundesvorsitzender Manfred Brunner gegenüber der jungen freiheit. Presseberichte, denen zufolge er sich als Konsequenz der Niederlage zurückziehe wolle, dementierte er jedoch. Es gehe vielmehr darum, das Ergebnis genau zu analysieren und nicht voreilig Schlüsse zu ziehen. Dazu soll im November eine Klausur der Führungsgremien stattfinden, auf der die langfristigen Möglichkeiten für den BFB ausgelotet werden sollen.

Für Bernd-Thomas Ramb, einen der Stellvertreter von Manfred Bunner, ist das "ausgesprochen miserable" Abschneiden des BFB bei der Bundestagswahl zwar "der Anfang eines langen Tunnels". Er sieht darin aber keinen Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. "Ich werde weitermachen, aber nicht weiter wie bisher", schließlich gäbe es auch hoffnungsvolle Einzelergebnisse: Im sächsischen Wahlkreis Freiberg – Brand-Erbisdorf – Flöha bekam die Partei immerhin knapp drei Prozent der Zweitstimmen. Landbund-Chef Dieter Tanneberger erhielt dort sogar 7,2 Prozent der Erststimmen. Auch in einigen hessischen und bayerischen Kreisen hatte der BFB eine Eins oder sogar Zwei vor dem Komma. Der BFB müsse überdenken, wie er seine Inhalte besser an die Menschen bringen kann, müsse "verstärkt außerparlamentarisch" tätig werden und nicht zwingend an jeder Wahl teilnehmen. Für Fusionen und Bündnisse sieht er ebenso wie der Landesvorsitzende von Hamburg, Kristof Berking, kaum Chancen. Zu groß seien die Unterschiede zwischen der der freiheitlichen Strömung des BFB und "etatistisch-sozialistischen Vorstellungen" vieler Rechter.

Einen Grund für das katastrophale Abschneiden sehen die Freiheitlichen im Antreten der Pro-DM-Partei von Bolko Hoffmann. Der Hoffnung, daß sich diese Gruppierung nach dem nicht viel besseren Ergebnis (0,9 Prozent) auflösen wird, sollte sich der BFB jedoch nicht hingeben. Wie die junge freiheit erfahren hat, beabsichtigt die finanzstarke Partei, sich bei der Landtagswahl in Sachsen 1999 erneut dem Wähler zu stellen. Im Freistaat hatte Hoffmann mit 2,7 Prozent sein bestes Ergebnis eingefahren.


 
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