© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    39/98 18. September 1998

 
Manfred Brunner: Vorsitzender des Bund Freier Bürger
"Vereinte Rechte ist Unsinn"
von Dieter Stein

Wie bewerten Sie Ihr Abschneiden bei der Landtagswahl in Bayern?

BRUNNER: Wir sind sehr unzufrieden. Aber es ist sicher, daß das Ergebnis zur Bundestagswahl in Bayern anders aussehen wird: das haben uns unzählige Besucher unserer Wahlveranstaltungen vor der Bayernwahl prophezeit.

Warum?

BRUNNER: Die Wähler haben die abweichenden Aussagen Herrn Stoibers zu Fragen der inneren Sicherheit, zu Fragen der Einwanderungs- und Europapolitik akzeptiert. Zu meinem Erstaunen hat man ihm nicht verübelt, daß er aus seinen richtigen Analysen nicht die richtigen politischen Konseqenzen gezogen hat. Bei der Einschätzung der Politik des Herrn Waigel, der CSU-Landesgruppe im Bundestag wird das nach meiner Wahlkampferfahrung anders aussehen.

Hat Ihnen die Wahlempfehlung von Schönhuber genutzt oder geschadet?

BRUNNER: Weder noch.

Können Sie Ihre Mitglieder zum Bundestagswahlkampf noch motivieren?

BRUNNER: Auf jeden Fall. Bei mir quillt der Faxapparat über mit Motivierungsfragen meiner Mitglieder. Wir sind entschlossen, den Wahlkampf mit Volldampf zu führen. Es war vorher klar, daß wir auch bei einem schlechten Ergebnis in Bayern die Ohren nicht hängen lassen würden.

Was ist denn Ihr Wahlziel für den 27. September?

BRUNNER: Möglichst gut abschneiden.

Kann es denn mit der Zersplitterung der Parteien so weiter gehen?

BRUNNER: Die Zersplitterung der Parteien ist eine Folge der nachlassenden Integrationskraft der großen Parteien. Dann muß man sich überlegen, ob es eine Möglichkeit der Zusammenarbeit für den BFB gibt. Ich habe mit dem Vorsitzenden der Bayernpartei Gespräche verabredet. Und ich hatte ja auch versucht, mit den Freien Wählern ins Gespräch zu kommen, was aber mißlungen ist. Hier sehe ich auch wenig Möglichkeiten, zumal sich die Freien Wähler links von der CSU positionieren.

Und auf Bundesebene?

BRUNNER: Ich halte von der ganzen sogenannten rechten Bündelungsdiskussion überhaupt nichts. Das ist eine Traumdiskussion von Leuten, die sich selber keine eigene Perspektive allein ausrechnen. Ein Bündnis wird aber nie zustande kommen, denn die Unterschiede sind zu groß, und viele Schwache ergeben zusammen noch keinen Starken. Und wenn man diese Parteien bündelt, fallen diejenigen heraus, die gegen das Zusammengehen sind. Im Endergebnis ist man angeschlagener, als man am Anfang allein war. Das sage ich auch an die Adresse von Herrn Schlierer, dessen Äußerungen mich wundern: Wenn er sagt, er wolle jetzt verstärkt auf die DSU und den Bund Freier Bürger zugehen, so muß man bedenken, daß es die DSU faktisch nicht mehr gibt, und der BFB wäre schlecht beraten, sich mit einer Abstiegs- und Verliererpartei wie den Republikanern zusammenzutun. Das würde uns nur schwächen. Die Republikaner sind politisch am Ende – und das meine ich nicht persönlich: Herr Schlierer ist ein absolut integrer und qualifizierter Politiker, aber sein Programm ist nicht unter einen Hut zu bringen mit dem völkischen Programm seiner Partei. Jedes Gerede über eine vereinte Rechte ist unsinnig. Zwischen National-Liberalen, National-Konservativen und National-Sozialdemokraten gibt es große Unterschiede. Aus der Sicht des normalen Wählers sind die rechten Parteien nicht ähnlich. Wenn mich jemand darauf anspricht, sind es Republikaner.

Muß man, wenn der BFB sein Wahlziel am 27. September nicht erreicht, bei Ihnen persönlich mit Konsequenzen rechnen?

BRUNNER: Nein. Das niedrige Niveau in Bayern, das wir gehalten haben, in einigen Gebieten ausbauen konnten, macht mich nicht nervös. Herr Kappel und ich werden das Beste aus der schwierigen politischen Situation machen. Jetzt kommt es darauf an, einen langen Atem zu haben.


 
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