© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    36/98 28. August 1998


Wahlkampf II: DVU-Chef Frey und Schönhuber bekräftigen ihr Bündnis
Zwei Erbfeinde haben sich lieb
von Frank Philip 

Der Vorsitzende der Deutschen Volksunion (DVU), Gerhard Frey, und der parteilose bayerische DVU-Spitzenkandidat Franz Schönhuber haben Gerüchten eines sich abzeichnenden Zerwürfnisses widersprochen. "Die Allianz wird halten", betonte der ehemalige Republikaner-Chef Schönhuber auf einer Pressekonferenz der beiden vergangenen Freitag in München. Nach wiederholten Anspielungen auf ihre frühere Feindschaft erwiderte Frey, auch Frankreich und Deutschland hätten die Erbfeindschaft überwunden. Schönhuber nannte das Bündnis mit dem DVU-Vorsitzenden "eine Vernunftehe, keine Liebesheirat". Für den Fall, daß die DVU am 27. September in den Bundestag einzieht, will Frey im Einvernehmen mit Schönhuber den Fraktionsvorsitz übernehmen.

In einer knappen Rede faßte Schönhuber noch einmal die Ziele der DVU zusammen. Er konstatierte einen Zusammenhang zwischen der wachsenden Demokratie-Skepsis unter jungen Leuten und den Skandalen der mächtigsten Männer der Welt, Clinton ("ein Hurenbock") und Jelzin ("ein Säufer"). Seine parteipolitische Unabhängigkeit suchte Schönhuber mit exemplarischen Meinungsabweichungen vom Parteiprogramm der DVU zu unterstreichen. So sprach er sich gegen Auslandseinsätze der Bundeswehr aus, "da ich Pazifist bin". Zudem befürwortete er einen Ausstieg aus der Atomkraft.

In einem Gespräch mit der jungen freiheit im Anschluß an die Pressekonferenz bestritt Schönhuber einen Mangel an Inhalten und politischen Konzepten angesichts eines nur drei DIN-A 5-Seiten dünnen Programms. Sicher werde aber der Druck auf die Volksunion, eine inhaltliche Debatte zu führen, mit weiteren Wahlerfolgen zunehmen. Zugleich machte Schönhuber deutlich, daß die Bundestagswahl für ihn "Pflicht" sei, die Europawahl 1999 jedoch die "Kür". Auf die Frage, ob es demnächst zu einer öffentlichen Wahlempfehlung der DVU zugunsten des Bund Freier Bürger bei der bayerischen Landtagswahl am 13. September kommen werde, antwortete Schönhuber: "Als Unabhängiger kann ich nur für mich sprechen, aber ich denke schon."

Unterdessen hat der Landesvorstand der Republikaner in Sachsen-Anhalt einstimmig beschlossen, Franz Schönhuber die Ehrenmitgliedschaft "mit sofortiger Wirkung" zu entziehen. Mit seiner Kandidatur für die DVU habe er den Republikanern Schaden zugefügt, teilte der neue Landesvorsitzende Hermann Lehmann mit. Schönhuber werbe für eine Partei, die nach Aussagen selbst von DVU-Anhängern in vielen Versammlungen zur Aufstellung von Kandidaten für die Bundestagswahl "weder demokratische Grundsätze noch die Beachtung gesetzlicher Vorgaben kennt", heißt es in einer Vorstandserklärung.


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