© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    20/98  08. Mai 1998

 
 
Quittung für die Union
von Dieter Stein

Wer fragt es sich nicht dieser Tage. Warum gibt es keine starke, vorzeigbare, seriöse Alternative zur abgewirtschafteten Union? Die CDU hat sich in 16 Jahren Regierungszeit völlig verschlissen. Personell ausgeblutet und überaltert, in der zweiten Reihe ausgestattet lediglich mit blassen Gestalten, die ihre Konturenlosigkeit mit dem smarten Titel "Junge Wilde" verdecken wollen.

Die Union bewegt sich fort wie ein Meteor im All – völlig losgelöst, einen funkensprühenden Schweif aus sich loslösenden Teilchen hinter sich herziehend. Seit Regierungsantritt 1982 haben sich immer wieder Personen und Gruppen von der opportunistischen Regierungspartei abgewendet. Vor allem auf ihrer konservativen Seite. Warum sich das nicht in einer erstarkenden Gruppierung niedergeschlagen hat? Hat es immer wieder! In vorderster Linie die Republikaner, deren Entstehung auf Spaltungen in der CSU 1983 nach der Vermittlung des Milliardenkredits durch Franz Josef Strauß an die DDR zurückzuführen ist.

Die Strategie des Konrad-Adenauer-Hauses in Bonn, der CDU-Parteizentrale, war stets gleich: Abspaltungen von der Union sind grundsätzlich zu marginalisieren und auszugrenzen. Neue konservative Gruppierungen sind unter den Verdacht des Rechtsextremismus zu stellen – ob klare Anhaltspunkte hierfür vorhanden sind oder nicht. Ergebnis: Die Gruppierung wird isoliert, totgeschwiegen, die Funktionäre eingekauft oder erledigt, indem man ihrer bürgerlichen Existenz die Grundlage entzieht.

Hiermit hat sich die Union bislang kurzfristig immer wieder durchgesetzt. Diese Strategie ist zum überwiegenden Teil auch bei den Republikanern aufgegangen, denen es lediglich in Baden-Württemberg gelungen ist, mit respektabler Energie unter Rolf Schlierer einen beachtlichen Brückenkopf zu bilden.

Die CDU hat sich kurzfristig immer wieder lästige Konkurrenz vom Hals geschafft durch Diffamierung und Ausgrenzung. Doch statt eines koalitionsfähigen Partners – wie es die Republikaner oder der BFB allemal sein könnten – bekommen sie nun eine radikale und parlamentsunfähige Variante in Form der DVU ins Haus geliefert.

Diese Suppe wird die Union nun auslöffeln müssen. Und sie hat es weiß Gott verdient, für ihre dämliche Strategie der Diskriminierung und Verfolgung von demokratischen Patrioten nun auf Oppositionsbänken nachsitzen zu müssen. Es ist aber auch die Stunde, in der sich endlich zwischen Gruppen und Grüppchen eine starke Kraft bildet, die den vorhandenen Protest bündelt. Daß eine Partei wie die DVU hierfür nicht in Frage kommt, dürfte sich herumgesprochen haben.


 
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