© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    20/98  08. Mai 1998

 
 
Glückliches Ende im Rosenkrieg zwischen Schönhuber und Frey
Meinung der Redaktion

Ein Film, für den man auch schon mal ein Bundesligaspiel sausen läßt: "Der Rosenkrieg". In diesem schaurig-schönen Ehedrama verkörpern die Hollywoodstars Michael Douglas und Kathleen Turner ein Ehepaar, das sich liebt und haßt, wieder liebt und wieder haßt – am Ende so sehr, daß sie sich gegenseitig umbringen.

Rückwärts abgespult und auf die parteipolitische Ebene der deutschen Rechten übertragen ergäbe das Drehbuch die Geschichte der Annäherung zwischen dem Münchner Zeitungsverleger Gerhard Frey und dem Trostberger Journalisten und politischen Schriftsteller Franz Schönhuber. Endete im Rosenkrieg die Geschichte mit Haß, so beginnt sie bei Frey und Schönhuber mit einer abgrundtiefen Abneigung. Nachdem Frey 1982 Schönhubers Lebenserinnerungen "Ich war dabei" kurzzeitig gefeiert und gut verkauft hatte, wendete sich das Blatt, als Schönhuber bei den Republikanern einstieg. "Während Dr. Frey seit den fünfziger Jahren konsequent und unbeirrbar für die Sache des entrechteten und verfolgten deutschen Volkes gestritten hat …, hat Schönhuber nicht nur gegen die deutsche Rechte, sondern auch gegen Deutschlands Recht engagiert und fintenreich gekämpft." (National-Zeitung Nr. 50/1986).

Dazu schrieb Schönhuber später: "Nach Erscheinen meiner beiden Bücher ‘Ich war dabei’ und ‘Freunde in Not’ lobte er (Frey, die Red.) mich trotz meiner Distanzierung buchstäblich um Kopf und Kragen, verdiente durch ihren Vertrieb weit über 200.000 DM, um mich dann nach Gründung der Republikaner zunächst totzuschweigen und später ins politische Zwielicht mit unqualifizierten Angriffen sogar gegen meine Familie zu setzen."

Frey verhielt sich gegenüber den Republikanern wie einst gegenüber der NPD, meinte Schönhuber: "Zu den Totengräbern der NPD zählte schon damals der geschäftstüchtige Vergangenheitsbewältiger Dr. Gerhard Frey, der als NS-Devotionalienhändler einen Riesenprofit macht. (…) Aber die Gefahr, den Lockungen des Geldes zu erliegen, ist dadurch größer. Durch die Ehe mit dem rechtsradikalen Frey hat die NPD endgültig ihre Chance verspielt, jemals der demokratisch legitimierten Rechten zugeordnet zu werden." Frey revanchierte sich damit, daß er Schönhubers politische Zuverlässigkeit in Frage stellte: "Ein politisches Chamäleon." (Deutsche Wochen-Zeitung, Nr. 50/1986)

"Die Frey-Blätter sind zu einer unerträglichen Belastung der deutschen Rechten geworden. Sie dienen als Alibi, jeden patriotischen Gedanken zu diffamieren und zu kriminalisieren. Dazu beigetragen hat die Vereinfachung historischer Vorgänge auf dem Niveau von Hilfsschülern. Man denke an die stereotyp wiederholte Überschirft: ‘Waffen-SS: Helden oder Verbrecher?’ (…) Sie entspringt den Hirnwindungen des im oberpfälzischen Cham aufgewachsenen Geschäftsmannes, der keine Sekunde seines Lebens Soldat war. Sein beschränkter, von Geldgier und Haß vernebelter Horizont läßt ihn nicht erkennen, welchen Bärendienst er damit der Waffen-SS leistet." Nicht deutlich
genug? "Aber von Differenzierungen will das ‘freyheitliche’ Lager nichts wissen. Holzhammer statt Nachdenklichkeit, ist die Devise. Er profitiert von der Ausgrenzung des Patriotismus aus der offiziellen Politik." (Alle Zitate von Franz Schönhuber in: "Trotz allem Deutschland", Langen-Müller-Verlag, 1987). Auf die Frage nach einer möglichen Zusammenarbeit mit Frey anwortete Schönhuber in einem Spiegel-Interview (6/89): "Nie! Ich habe gesagt: Es gibt keine Verbindung mit dem NS-Devotionalienhändler Frey."

Anfang Mai nun hat Schönhuber erklärt, er werde für Frey als Spitzenkandidat der DVU zur Europawahl 1999 zur Verfügung stehen. Der "Rosenkrieg" dürfte damit unweigerlich einem neuen Höhepunkt zustreben.


 
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