© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    16/98 10. April 1998

 
 
Umfrage: Knapp eintausend Leser äußerten ihre Wünsche, Lob und Kritik / Veränderungen sind geplant
Am liebsten noch größeren Umfang
Von Hans-Peter Rissmann

Fast eintausend Leser der jungen freiheit sind im vergangenen Jahr dem Aufruf gefolgt und haben einen umfangreichen Fragebogen ausgefüllt. Die Erfassung der Bögen hat lange gedauert, nun aber interessante und hilfreiche Ergebnisse hervorgebracht, die für die Weiterentwicklung der jungen freiheit von Nutzen sein können.

Leserumfragen werden von vielen Zeitungen genutzt, um empirisch zu ermitteln, welche Wünsche die Leser eigentlich haben, was ihnen unterm Strich an "ihrer" Zeitung gefällt und was sie verändert sehen möchten. Alles Dinge, die nicht immer in jedem Leserbrief geäußert werden. Und nicht jeder Leser schreibt regelmäßig Leserbriefe und äußert umfassend Lob und Kritik.

Zunächst einmal ist die Frage interessant, für wen eigentlich Woche für Woche die JF geschrieben wird. Wer liest sie regelmäßig und welchen Hintergrund haben die Menschen, die sich für diese Zeitung interessieren? Aufgeschlüsselt nach Geschlecht, Alter, Schulbildung, Beruf, Einkommen und Freizeitgestaltung läßt sich daraus ein Bild gewinnen. Die JF hat eine junge Leserschaft: 37 Prozent der Leser sind jünger als 35. Immerhin 16 Prozent der JF-Leser sind jünger als 25. Überproportional viele Leser hat die JF in Hessen, Hamburg, Berlin, Baden-Württemberg und Bayern, während die Schlußlichter unter den Ländern Bremen, Schleswig-Holstein, Thüringen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt bilden. Im Mittelfeld: Sachsen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern. 35 Prozent der Leser sind ledig, 52 Prozent verheiratet. Die übrigen sind verwitwet oder leben in eheähnlichen Beziehungen. Nur noch jeder zweite ist also in aller Regel noch zu haben. Die JF-Leser sind in der Mehrzahl männlich (79 Prozent).

Beruflich sind JF-Leser überwiegend im Bereich Dienstleistung (23 %), Schule und Bildung (16 %), Verwaltung (12 %) und Industrie (11 %) tätig. Die JF wird von einem überdurchschnittlich gebildeten Publikum gelesen: 48 Prozent, also fast jeder zweite hat einen Hochschulabschluß. Weitere 30 Prozent haben das Abitur ohne Hochschulabschluß. Realschüler waren 16, Volksschüler 9 Prozent.

Wie haben die meisten Leser die JF kennengelernt? 34 Prozent der Leser ist die JF von Bekannten empfohlen worden, 23 Prozent haben von ihr erstmals aus der Presse erfahren und nur 12 Prozent lernten sie durch eine Werbeanzeige kennen. Warum die JF gelesen wird? 70 Prozent lesen sie wegen der Hintergründe, über die sie informiert, 42 Prozent wegen der Nachrichten und Meldungen und 41 Prozent wegen der Denkanstöße, die die JF vermittelt.

Überwiegend gefällt den Lesern die Zeitung (sehr gut 21 %, gut 66 %, durchschnittlich 11 %). Tendenziell bemängelt wird der zu geringe Umfang (21 %) – 75 Prozent der Leser finden sie "gerade richtig". Den JF-Lesern ist die JF zwar lieb und teuer, aber manchmal ist ihnen der Preis eigentlich zu hoch – das sagen 21 Prozent. Erträglich und angemessen finden den Preis 76 Prozent der Leser.

Die Frage nach der Bewertung der JF mag manchmal auch eine Selbstbewertung der JF-Leser zu sein. Insgesamt waren 20 Begriffe vorgegeben und Mehrfachnennung möglich. Das Ergebnis ist allemal aufschlußreich. Hierbei wird die JF am häufigsten als konservativ (58 %), engagiert (52 %), national (51 %), national-liberal (41 %), rechts (36 %), vielseitig (31 %) und modern (21 %) eingestuft. Mit den Kommentaren, Leitartikeln und Glossen stimmen die Leser zu 70 Prozent ganz, 27 Prozent zum Teil und drei Prozent nicht überein. Das äußere Erscheinungsbild der JF gefällt den Lesern zu über 80 Prozent. Am kritischsten wird die Qualität der Fotos bewertet (18 % Nichtgefallen).

Welche Ressorts werden mit dem größten Interesse gelesen, fragen sich die Redakteure häufig. Eine Antwort darauf gibt die Auswertung der Frage, wie die Länge der Artikel in den Ressorts bewertet wird. Als zu lang empfunden werden Kirche (34 %), Kultur (34 %), Natur & Umwelt (31 %), Österreich (23 %) und Zeitgeist & Lebensart (20 %). Als zu kurz werden Zeitgeschichte (28 %), Wirtschaft (26 %), Hintergrund (26 %), Politik (25 %) empfunden.

Die JF denkt darüber nach, das redaktionelle Angebot zu verbreitern. Viele Leser haben auch in ihren Kommentaren am Rande des Fragebogens oder auf die Frage, was sie tun würden, wenn sie eine Woche JF-Chefredakteur sein könnten (siehe auch nebenstehende Dokumentation), geantwortet: Den Umfang vergrößern. Bemerkenswert ist nun, welche Ressorts gewünscht, bzw. nicht gewünscht werden. Der Fragebogen hatte zwölf neue Ressorts zur Wahl angeboten. Absolut durchgefallen sind Vorschläge wie Mode (72 % Ablehnung), Sport (71 % Ablehnung), TV-Programm (69 % Ablehnung). Bemerkenswerte Zustimmung erhielten aber folgende Ressorts oder redaktionelle Neuerungen: Streitgespräch (65 %), Wissenschaft (40 %), Philosophie (40 %), Familie (38 %). Entsprechendes wird auch schon von der Redaktion geplant.

Auf große Ablehnung stößt übrigens eine Änderung des Namens der JF. 86 Prozent der Befragten wollen den jetzigen Namen beibehalten.

Welche Zeitungen liest der JF-Leser außerdem noch? Einsame Spitze ist hier bei den Tageszeitungen das "Pflichtblatt der Frankfurter Wertpapierbörse", die FAZ (32 %), gefolgt von der Welt (12 %), Wirtschaftszeitungen (6 %), taz (2,5 %) Frankfurter Rundschau (2 %). Bei den Magazinen und Wochenzeitungen führt Focus (24,5 %), dann kommen erst der Spiegel (17 %), Welt am Sonntag (15,5 %), Ostpreußenblatt (11 %), Rheinischer Merkur (4 %), Die Zeit (4 %). Bei den Zeitschriften wird oft Nation Europa (19 %) und Criticón (10 %) gelesen.

Den Buchdienst der JF nutzen noch zu wenige: Erst 32 % der JF-Leser bestellen bei "ihrer" Zeitung.


 
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