© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 17/24 / 19. April 2024

Filmkritik / Die letzte Fahrt der Demeter
Ein Vampirfürst auf hoher See
Werner Olles

Am 6. Juli 1897 legt das russische Handelsschiff „Demeter“ unter Kapitän Elliot (Liam Cunningham) von Varna am Schwarzen Meer in Richtung England ab. An Bord befinden sich neben der Besatzung vierundzwanzig ungekennzeichnete Holzkisten, in denen sich einfacher Sand befindet.

Während der Überfahrt geschehen merkwürdige Dinge. So finden Kapitän Elliot und der erste Maat Wojchek (David Dastmalchian) eine junge Frau namens Anna (Aisling Franciosi), die sich als blinde Passagierin an Bord geschmuggelt hat. Zunehmend verhindert stürmisches Wetter eine ruhige Reise, dann werden die an Bord befindlichen Tiere getötet und auch mehrere Mitglieder der Mannschaft. Der Schiffsarzt Clemens (Corey Hawkins) und die Matrosen bemerken, daß alle Opfer Bißspuren am Hals aufweisen und rätseln, wer dafür verantwortlich sein könnte.

Während sich Kapitän Elliot erinnert, daß viele der Hafenarbeiter ihre Hilfe beim Verladen der Fracht verweigerten, vermutet die verängstigte Besatzung, daß sich an Bord eine höllische Kreatur befindet (Javier Botet alias Dracula), die jede Nacht ein neues Opfer sucht. Als die „Demeter“ schließlich die Küste Englands erreicht, ist von der Mannschaft nur noch der Arzt am Leben, dem es gelang, zusammen mit Anna Dracula zu entkommen. Anna wurde dabei jedoch gebissen und verbrennt bei Sonnenaufgang durch die Strahlen. Clemens begibt sich nun auf die Suche nach Dracula, um ihn zu vernichten, doch dieser befindet sich längst in London und sucht sich neue Opfer …

Andre Øvredals „Die letzte Fahrt der Demeter“ („The Last Voyage of the Demeter“, USA/Deutschland 2023) basiert auf dem Kapitel „Logbuch der „Demeter“ – Von Varna nach Whitby“ aus Bram Stokers 1897 erschienene Vampir-Klassiker „Dracula“. Die Dreharbeiten fanden vornehmlich im Babelsberg-Filmstudio, die Außenaufnahmen auf Malta statt. Das Erscheinungsbild des legendären Vampirfürsten erinnert stark an Friedrich Wilhelm Murnaus „Nosferatu“ (1922), denn Javier Botet leidet am Marfan-Syndrom, einer Krankheit, die den Betroffenen unnatürlich groß, spindeldürr und langgliedrig werden läßt. Trotz zahlreicher schweißtreibender Schreckmomente sollten sich Genre-Fans den Film, der sogar das Prädikat „wertvoll“ erhielt, auf keinen Fall entgehen lassen.

DVD/Blu-ray: Die letzte Fahrt der Demeter. Universal Pictures 2024, Laufzeit , 119 Minuten