© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 16/24 / 12. April 2024

Ole Skambraks. Wer ist der Mann hinter dem „Manifest für einen neuen ÖRR“, das derzeit für Aufmerksamkeit sorgt?
„In zehn Jahren weg“
Moritz Schwarz

Namhafte Unterzeichner kann das „Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland“ (siehe Seite 17) vorweisen, das seit Ende vergangener Woche für Aufmerksamkeit sorgt: neben schon wiederholt in Erscheinung getretenen Kritikern wie Ulrike Guérot, Michael Meyen oder Kathrin Schmidt zum Beispiel die Kabarettistin Lisa Fitz, der Moderator Jürgen Fliege oder die Schauspieler Henry Hübchen, Anja Franke und Gabriele Gysi.  

Anonym dagegen bleiben 33 Mitarbeiter des ÖRR, die ihre Unterschriften bei einem Rechtsanwalt hinterlegt haben. Daß sie daran womöglich guttun, zeigt der Fall ihres Kollegen Ole Skambraks, der als Initiator des Manifests gilt. Skambraks ist nämlich kein Unbekannter und manchem mag der Name beim Stichwort offener Brief „Ich kann nicht mehr“ von 2021 wieder in den Sinn kommen. Den hatte der ARD-Mitarbeiter auf dem Online-Portal „Multipolar-Magazin“ veröffentlicht, das jüngst auch die RKI-Akten freigeklagt hat. Er schrieb damals: „Ich kann nicht mehr schweigen, ich kann nicht mehr hinnehmen, was seit anderthalb Jahren beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk passiert. In Statuten und Medienstaatsverträgen sind ‘Ausgewogenheit’, ‘gesellschaftlicher Zusammenhalt’ und ‘Diversität’ in der Berichterstattung verankert – praktiziert wird aber das genaue Gegenteil.“ Denn wer intern etwa vorschlage, im Sinne des Pluralismus auch abweichende Meinungen zur Corona-Politik vorzustellen, ernte Empörung, Häme und den Vorwurf, dem rechten Spektrum anzugehören. Und Wissenschaftler, die vor Corona dem Zuschauer vom ÖRR als Kapazitäten präsentiert worden seien, würden nun „plötzlich als Spinner, Aluhutträger oder Covidioten“ gelten. 

Obwohl sein Manifest auf den Erhalt des ÖRR zielt, ist Ole Skambraks für dessen Zukunft pessimistisch.

Wie diese Fachleute hatte auch Skambraks vor Corona einen guten Stand. Der Autor, Reporter und Moderator, Jahrgang 1979, studierte Politik und Französisch in London und Medienmanagement in Paris und verdiente sich seine Sporen bei Radio France Internationale. Seine ÖRR-Karriere begann beim MDR, wo er etwa Manager der Morgenshow von Radio Sputnik war. Beim WDR wurde er Redakteur des Multikulti-Senders Cosmo, dem vormaligen „Funkhaus Europa“. Als die WHO 2020 die Pandemie erklärte, arbeitete Skambraks inzwischen für das Kulturradio SWR2. Doch weder seine zwölf Jahre beim ÖRR noch das eher linke, multikulturelle Profil seiner Tätigkeit schützen ihn vor dem Rausschmiß, nachdem „Ich kann nicht mehr“ erschienen war. Zugestanden muß aber werden, daß Skambraks’ öffentliche Anklage seines Brötchengebers arbeitsrechtlich nicht unproblematisch war und seine Klage gegen die Kündigung mit einem Vergleich endete.

Heute ist der freie Journalist hinsichtlich der Zukunft des ÖRR pessimistisch. Obwohl ihn dessen Grundidee überzeugt und sein Manifest nicht auf dessen Abschaffung, sondern eine Reform zum Zweck seines Erhalts zielt, gibt er ihm im Gespräch mit dem Youtuber Bastian Barucker, der auch zu den Unterzeichnern des Manifests gehört, keine Chance mehr. Denn so wie er „das System“ kennengelernt habe, „ist da nichts reformierbar“. Wenn aber kein Wunder geschehe und sich nichts ändere, sei, so Skambraks, der ÖRR „in zehn Jahren weg“.