© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 16/24 / 12. April 2024

„Endlich mal einer, der die Wahrheit sagt“
Interview: Überraschend stürmt der Podcast „Hoss & Hopf“ Platz 1 der deutschen Spotify-Charts. Dann bricht über die beiden arglosen Macher Kiarash Hossainpour und Philip Hopf mit ungeahnter Macht der mediale „Kampf gegen Rechts“ herein
Moritz Schwarz

Herr Hopf, warum „impfen“ Sie „unsere Kinder mit radikalem Gedankengut“? 

Philip Hopf: Sie haben vergessen, „und keiner kriegt’s mit“ anzufügen – dann klingt es noch viel mysteriöser und gefährlicher. 

So schreibt der „Stern“ über Sie. 

Hopf: Laut dem wir 14jährige zum AfD wählen verführen. 

Und?

Hopf: Wir haben in unserem Podcast noch nie zur Wahl irgendeiner Partei aufgerufen.

Aha, Sie verstellen sich also. 

Hopf: Das wird es wohl sein! 

Der „Stern“ ist nicht allein: Die „kruden Welterklärer und Demokratieverächter“ („Welt“) „Hoss & Hopf“ verbreiten „Verschwörungstheorien und Falschinformationen“ („Spiegel“) sowie „antisemitische Verschwörungsmythen“ („Zeit“). Der „Focus“ spricht in Zusammenhang mit Ihrem Podcast gar von „tückischen ... rechtsextremen Inhalten“, der WDR von „suggestivem ... Influencing aus dem völkischen, rassistischen Spektrum“ und das Jugendportal „Watson“ von „Nazi-Sprech“. Um Gottes Willen, was treiben Sie da?

Hopf: Irre! Und dabei, ohne zu erläutern, was denn nun die rechtsextremen Inhalte sind. Es ist ernüchternd, denn bis dahin habe ich an den Qualitätsjournalismus hierzulande geglaubt – daran, daß sogenannte seriöse Medien sich uns fair und mit ehrlichem Interesse widmen würden, daran, was uns antreibt und was wir wirklich denken.

Aber? 

Hopf: Begonnen hat es mit dem Besuch einer führenden deutschen Zeitung: Der Journalist war zwar sehr nett, aber ich merkte, wie das Interview eine seltsame Richtung einschlug, die Fragen strotzten vor Unterstellungen. Offensichtlich ging es gar nicht darum, etwas über uns herauszufinden, sondern darum, uns durch krasses Framing in eine bestimmte Ecke zu drängen. Schließlich machte der Mann eine Bemerkung, die mich aufhorchen ließ: Erst fragte er, wie es möglich sei, daß wir der derzeit erfolgreichste deutsche Podcast seien und noch kein klassisches Medium über uns berichtet habe? Meine Antwort: Keine Ahnung. Daraufhin er: „Und genau das wird sich jetzt ändern!“

Sie meinen, er drohte eine Kampagne gegen Sie an?

Hopf: Wohl eher, daß nun die Medien auf uns aufmerksam geworden seien – bei denen es keineswegs, wie ich glaubte, um Wahrheit und Fakten geht. 

Sondern? 

Hopf: Darum, uns ein Narrativ überzustülpen, das dann einer vom anderen abschreibt, und wie bei der „Stillen Post“ kommt immer mehr Falsches dazu – bis eine völlig verzerrte Geschichte entstanden ist, die kaum noch etwas mit uns zu tun hat, die aber das öffentliche Bild von uns prägt. Zumindest das in den klassischen Medien. 

Und das wie aussieht?

Hopf: Da aus erwähntem Interview nichts wurde, war es die hiesige Stuttgarter Zeitung, deren Artikel „Rechtslibertäre Videoschnipsel fürs Jugendzimmer“, laut dem wir „Jugendliche infiltrieren“, im Februar den Ton für die folgende „Berichterstattung“ setzte. Richtig übel wurde es dann mit dem nächsten Beitrag, dem im Stern, Titel: „Einer der erfolgreichsten Podcasts impft unsere Kinder mit radikalem Gedankengut – und keiner kriegt’s mit“ – überschrieben als „Bericht einer Mutter“. 

„Bericht einer Mutter“, das klingt nach sozialer Realität: hier spricht eine Betroffene über echte Probleme.

Hopf: Eben! In Wahrheit aber war genau das Gegenteil der Fall, die „Mutter“ ist die Autorin des Artikels, eine Stern-Journalistin, die einfach eine absurde Verschwörungsgeschichte zusammengesponnen hat, wonach es im Internet diesen radikalen Podcast gebe, der heimtückisch Jagd auf Kinder mache, um sie zu verführen: danach haben wir keine Meinung, sondern nur böse Absichten, und ihr Kind – das uns zu ihrem Schrecken angeblich hört – hat ebenfalls keine Meinung, sondern nur einen vergifteten Geist. Dabei beginnt ihr Artikel bemerkenswert: „Mein Sohn ist 14 Jahre alt, smarter Typ. Mein Sohn würde die AfD wählen.“

Also empfehlen Sie doch die AfD?

Hopf: Nein, aber sie schreibt, er sage etwa, unsere Politiker sollten sich mehr um die Deutschen kümmern oder frage, wie es sein könne, daß von deutschen Steuergeldern finanzierte Schiffe Flüchtlinge nach Europa holten – und das seien „AfD-Parolen“. 

Und das sind sie nicht?

Hopf: Nein, angeregt darüber bei „Hoss & Hopf“ zu sprechen, hat uns Elon Musk, der diese Dinge hinterfragt hat – allerdings wurde ihm dafür ja auch der AfD-Vorwurf gemacht. Vielleicht hätte die Frau den Umstand, daß ihr Sohn offenbar erstmals Dinge hinterfragt, zum Anlaß nehmen sollen, sie mit ihm zu besprechen. Doch offenbar möchte sie sich den unangenehmen Seiten ihrer Weltsicht nicht stellen und bezichtigt lieber uns, ihr Kind zu verführen.

Was daran stimmt nicht?

Hopf: Es fängt schon damit an, daß unser Podcast weder auf Kinder noch auf Jugendliche zielt. Wir besprechen vor allem gesellschaftliche und politische sowie Themen der Selbstoptimierung, wie Motivation und Lebensführung. Alles keine Fragen, für die sich Kinder und Jugendliche interessieren.

Dennoch scheinen Sie bei ihnen viel Anklang zu finden. 

Hopf: Falsch, der Anteil unseres Publikums unter 18 Jahren liegt etwa bei Youtube bei 0,4 Prozent! 

Vermutlich machen sich viele Jugendliche beim Anmelden auf den Plattformen der Sozialen Medien älter. 

Hopf: Mag sein, aber dann gibt es immer noch keine Zahlen, die belegen, daß vor allem Jugendliche uns hören. Und wir sagen ja nicht, daß wir es wissen – wir fragen nur, worauf sich diese Behauptung der Medien denn stützt? Die ja die Grundlage für ihr Narrativ ist, wir zielten auf die Verführung Jugendlicher. Die Medien werfen uns Verschwörungstheorien und Fake News vor, und selbst verbreiten sie Behauptungen, für die sie jeden Beleg schuldig bleiben! Ja, schlimmer noch, der Stern etwa hatte uns vor Veröffentlichung seines Artikels nach dem Anteil der Jugendlichen gefragt. Also haben wir ihm die Zahl genannt, mit Screenshot als Beweis: 0,4 Prozent! Raten Sie, was passiert ist?

Der Artikel hat die Zahl heruntergespielt? 

Hopf: Er hat sie gar nicht genannt! Weil sie nicht ins Narrativ paßt: Der Stern hat die Zahl gegenüber seinen Lesern bewußt unterschlagen, um uns weiter beschuldigen zu können! Ist das zu fassen? 

Sehr erfolgreich sind Sie allerdings auch auf TikTok, das anders als Youtube eine Plattform für Jugendliche ist. 

Hopf: Ja, jedoch haben wir dort gar keinen Kanal! Es sind Fans von uns, die dort Ausschnitte aus unserem Podcast auf ihren Kanälen hochladen. 

Wozu Sie Ihr Publikum aufgerufen haben und wofür dieses finanziell belohnt wird. 

Hopf: Ja, aber das gilt nicht speziell für TikTok, sondern für alle sozialen Medien. Und Ziel ist, allgemein bekannter zu werden, nicht uns an Kinder heranzumachen. Auf die – nochmals – unser Programm gar nicht zugeschnitten ist! Wovon sich jeder selbst überzeugen kann, indem er sich einmal eine Folge unseres Podcasts anhört. 

„Die Öffentlichkeit beschönigt die Probleme, die Jugendliche erleben“

Warum kommen Sie dennoch bei manchen, etwa dem Sohn der „Stern“-Journalistin, so gut an?

Hopf: Ich vermute, weil wir Dinge ansprechen, die sie aus eigenem Erleben kennen. Jugendliche sind viel auf der Straße, in Innenstädten und natürlich an Schulen unterwegs, und sie erleben also die Wirklichkeit dort. Vielleicht interessieren sich manche 14jährige heute mehr für gesellschaftliche und politische Fragen, weil sie anders als 14jährige früher weit mehr mit Mißständen konfrontiert sind. Bei „Hoss & Hopf“ sprechen wir über diese Realität, und das kommt bei ihnen womöglich gut an. Motto: Endlich einer, der die Wahrheit mal ausspricht! In der Tat sagen uns viele Hörer, wie toll es sei, daß wir uns das trauten. Wahrscheinlich erfahren viele junge Leute, daß Lehrer, Eltern und die Öffentlichkeit die Probleme, die sie erleben, nicht ernst nehmen, ja beschönigen – und nun sagt man ihnen auch noch, daß die vielleicht einzigen, die sie ernst nehmen, ihnen nur „rechte“ Lügen erzählten. Merken Sie nicht, wie krank das ist? Und daß man sich so nur in eine immer absurdere Verschwörungstheorie verstrickt, die irgendwann der Realität einfach nicht mehr standhalten wird, egal wie sehr man Leute wie uns diffamiert – irgendwann wird sie platzen. 

Diese Realität, haben Sie im Podcast einmal gesagt, offenbare sich allein schon beim Blick in eine deutsche Fußgängerzone – was als „Rassismus“ ausgelegt wird.

Hopf: Dazu möchte ich mal Hoss zitieren, mit dem zusammen ich den Podcast seit 2022 mache: Kiarash Hossainpour ist Sohn iranischer Eltern und lebt seit drei Jahren in Dubai. Aber nicht nur deshalb, auch weil er in Berlin geboren und aufgewachsen ist, ist er ein multikulturelles Straßenbild gewöhnt. Doch selbst er sagt, daß er sich jedesmal, wenn er wieder nach Deutschland kommt, unwohl in hiesigen Fußgängerzonen fühlt. Und er fragt sich, wenn das selbst ihm als großem, südländisch aussehendem Mann so geht – wie ist das dann erst für die meisten Frauen? Und seine iranischen Eltern sehen das genauso. Wenn sie dann hören, sie seien Rassisten, dann ist das für die Familie nur noch bizarr! Und das ist es übrigens auch in meinem Fall, angesichts dessen, daß meine Ehefrau eine Muslima aus Tunesien ist. Uns geht es nicht um Migranten an sich, sondern um das Ausmaß und die Art der Einwanderung, die das Land überfordert, was sich inzwischen auf den Straßen erleben läßt. Das zu benennen und kritisch zu hinterfragen ist noch nicht einmal „rechts“, geschweige denn „rassistisch“, „völkisch“ oder „Nazi-Sprech“. Übrigens werden wir inzwischen häufig auf der Straße von Hörern erkannt und angesprochen – und mehrheitlich sind das Migranten! Etliche von ihnen sagen mir sogar, ich sei der einzige deutsche Podcaster, den sie überhaupt hören.

„ZDF-Journalistin offenbart ihre totalitäre Gesinnung“

Dennoch werden Sie unverdrossen von fast allen etablierten Medien mindestens als rechts und problematisch, wenn nicht als radikal und gefährlich beschrieben. Hat Ihnen das nicht geschadet?

Hopf: Ganz ehrlich, das habe ich anfangs auch befürchtet – doch das Gegenteil ist der Fall. Und nicht nur, daß die Hörerzahl unseres Podcasts seit Beginn der medialen Verleumdung enorm gewachsen ist, auch geschäftlich habe ich von meinen Kunden wenn dann Zuspruch statt der befürchteten Kündigungen erlebt. Ich bin selbst davon, natürlich positiv, überrascht! 

Gleichwohl haben Sie auf die Vorwürfe reagiert und inzwischen Mitarbeiter eingestellt, die Fakten für „Hoss & Hopf“ prüfen sollen. Warum? 

Hopf: Weil wir in der Tat auch Fehler gemacht haben, zum Beispiel behauptet, Deutschland habe mehr Flüchtlinge aufgenommen als alle anderen europäischen Länder zusammen. Wir haben die Stelle inzwischen herausgeschnitten und den Fehler zudem in einem späteren Podcast ausdrücklich korrigiert. Tatsächlich hat Deutschland zwar nicht mehr Flüchtlinge aufgenommen als alle anderen zusammen, aber mehr als jedes andere europäische Land für sich. Am grundsätzlichen Problem ändert der Fehler also nichts. 2022 entfielen so zum Beispiel 41 Prozent der positiven Asylbescheide in der EU auf Deutschland. Es folgen Frankreich mit 13, Italien mit 10 und Spanien mit 9 Prozent.

Im Februar, als Ihr Podcast überraschend Platz 1 bei Spotify erreichte, meldeten etliche Medien – darunter auch diese Zeitung – Ihr TikTok-Kanal sei gesperrt worden. Wie ist das möglich, wenn Sie gar keinen haben?

Hopf: Da sind Sie auf eine Falschmeldung hereingefallen. Was TikTok gesperrt hat, ist ein Kanal, der Ausschnitte aus unseren Podcasts hochgeladen hat, mit dem wir aber nichts zu tun haben. Ebensowenig wie mit den vermutlich Dutzenden anderen, die das ebenfalls tun, die TikTok aber nicht gesperrt hat. Woraus wir schließen, daß die Sperrung auch gar nichts konkret mit uns zu tun hat – was aber natürlich kein Medium mal hinterfragt hat! Den Vogel schoß übrigens die ZDF-Journalistin Nicole Diekmann ab, die nicht nur die Mär von der Sperrung unseres Kanals verbreitete, sondern das öffentlich „als sehr gute Nachricht“ bezeichnete und bedauerte, daß wir und andere nicht überall gesperrt werden. Das ist echte totalitäre Gesinnung! 

Ein weiterer Vorwurf lautet, Ihr Podcast sei in Wahrheit Teil Ihres Geschäftsmodells als Finanzberater.  

Hopf: Absoluter Blödsinn und ebenfalls Teil der Verschwörungstheorie gegen uns. Denn anders als einige Medien behaupten, geben wir bei „Hoss & Hopf“ keinerlei Finanztips etc. Dafür habe ich meinen Firmen-Youtube-Kanal „HKCM“, was für Hopf-Klinkmüller Capital Management steht, der mit 460.000 Abonnenten viel größer ist als „Hoss & Hopf“. Und anders als ebenfalls immer wieder behauptet, geht es bei „Hoss & Hopf“ auch nicht um Kryptowährungen – von inzwischen 160 Folgen haben sich diesen nur ganze drei gewidmet! Weder machen wir uns also an Jugendliche heran, noch versuchen wir, unsere Hörer zu indoktrinieren oder ihnen etwas zu verkaufen. Im Gegenteil, „Hoss & Hopf“ kostet uns viel Zeit und Geld, die wir aber gerne investieren, weil wir zwei Typen sind, die es einfach lieben, über interessante Themen zu sprechen.




Philip Hopf: präsentiert seit September 2022 gemeinsam mit dem deutsch-iranischen Influencer Kiarash Hossainpour den Podcast „Hoss & Hopf“ über Wirtschaft, Politik und Philosophie. Neue Folgen erscheinen jeden Montag und Freitag um 19 Uhr. Der Analyst und Trader für Edelmetalle, Aktien, Kryptowährungen, Rohstoffe und anderes mehr ist Geschäftsführer des zusammen mit einem Partner gegründeten Marktanalyseunternehmens HKCM (Hopf-Klinkmüller Capital Management GmbH) in Stuttgart, wo der ausgebildete Wirtschaftsassistent 1984 auch geboren wurde. 

 www.hossundhopf.podigee.io 

 www.hkcmanagement.de