© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 13/24 / 22. März 2024

Frisch gepreßt

US-Republikaner. Zugegeben, die Erwartungen sind nicht hoch, wenn ein Buch „Die Brandstifter“ heißt. Doch auch die kleine Hoffnung, vielleicht sei das nur Marketing, wird bei der Lektüre der Neuerscheinung Annika Brockschmidts enttäuscht, die schildert, „wie Extremisten die Republikanische Partei übernahmen“. Bedauerlich, denn wie manch anderes westliches Land befinden sich auch die USA in der Phase eines historischen Umbruchs, der stets beides in sich trägt, die Chance zu Redemokratisierung und die Gefahr der Entdemokratisierung. Brockschmidt nimmt dabei die Rolle der US-Republikaner – der Grand Old Party – in den Blick. Doch statt den Prozeß vom Erkenntnisinteresse geleitet unvoreingenommen zu untersuchen und das Für und Wider des Befundes abzuwägen, geht es ihr sichtlich nur darum, in deren Politik „Faschismus“ nachzuweisen, nach dem das weiße Patriarchat trachte, beziehungsweise dessen Vorstufe, denn noch seien die von diesem gesteuerten Republikaner ja nicht am Ziel. Wäre die Autorin nur Journalistin, könnte man ihr das Buch als Meinungsbeitrag durchgehen lassen. Doch Brockschmidt beansprucht, auch Historikerin zu sein. Mit den Anforderungen an eine Wissenschaftlichkeit ist aber ihre unverhohlene Gut-Böse-Dichotomie, – LGBTQ gleich Demokratie, GOP gleich Faschismus – wohl kaum zu vereinbaren. Und so gehen die mitunter berechtigten Warnungen ihres Buches politischer Fehlentwicklungen innerhalb der Republikaner im ständigen feministisch-antifaschistischen „Alarm!“-Geschrei hoffnungslos unter. (mo)

Annika Brockschmidt: Die Brandstifter. Wie Extremisten die Republikanische Partei übernahmen. Rowohlt Verlag, Hamburg 2024, gebunden, 330 Seiten, 24 Euro





Syrien. Syrien verstehen! Gern. Endlich mal Licht ins Dunkel von Schwarz und Weiß bringen. Denn Außenministerin Annalena Baerbock und westliche Kollegen sprechen lieber über „Machthaber“ Baschar al-Assad als mit ihm. Derzeit plane man keine Normalisierung der Beziehungen mit Syrien, heißt es aus Berlin. Da muß man doch zu dem Buch von Gerhard Schweizer greifen. Schnell wird klar, wer sich für Syriens Geschichte, dessen Gesellschaft, Politik und Religion interessiert, liegt bei dem Taschenbuch (Erstauflage 2015) richtig. Richtig gelesen: 2015. Die jetzt aktualisierte und erweiterte Auflage bringt wenig Neues. Lediglich zwischen den Seiten 476 und 497 wird an interessanten Themen gekratzt – die Rückkehr Syriens in die Arabische Liga und syrischer Flüchtlinge aus Europa und vor allem der Türkei. Und hier nimmt Schweizer glücklicherweise einmal kein Blatt vor den Mund, wenn er nicht nur den Westen, vorzugsweise die USA, die immer noch mit stationierten Truppen in Syrien präsent sind, auffordert, endlich für ein Ende des syrischen Bürgerkrieges zu sorgen: „Politiker in Ost und West sind noch zu sehr in ihren eigenen Interessen befangen, als daß sich der Konflikt schon grundsätzlich lösen ließe.“ Dennoch ist hier für Schweizer viel „ungewiß“, und er kommt zu dem Ergebnis, daß dem „syrischen Diktator“ „wahrscheinlich“ weitere „politische Überlebenskämpfe“ bevorstünden, die er, der „proklamierte Sieger, angesichts unbesiegter Gegner auf die Dauer nicht überstehen“ könne. Also alles „wahrscheinlich“ und „ungewiß“. Syrien bleibt also weiterhin unverstanden. (ctw)

Gerhard Schweizer:Syrien verstehen. Geschichte, Gesellschaft und Religion. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2024, broschiert, 560 Seiten, 14 Euro