© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 13/24 / 22. März 2024

Kabinenklatsch
Lieber für Syrien kicken
Ronald Berthold

Keine Sorge, ich werde jetzt nicht der Hundertste sein, der sich über das pinke Vielfalts-Trikot der deutschen Mannschaft ausläßt (Seite 2). Aber der muß trotzdem sein: Mahmoud Dahoud wird es auf keinen Fall tragen. Denn der 28jährige wechselt die Länderauswahl. Der zweifache deutsche Nationalspieler wird künftig für sein Heimatland auflaufen. „Von der Idee, für Syrien zu spielen, war ich sehr schnell angetan“, sagte der Mittelfeldspieler des VfB Stuttgart.

Das hat mich schon ein wenig erstaunt. Ist Syrien nicht das Land, aus dem Hunderttausende über unzählige Länder nach Deutschland flüchten? Herrscht da nicht Bürgerkrieg? Heißt es nicht, wir müßten all die Syrer aufnehmen, weil es dort zu unsicher ist? Jetzt geht einer den umgekehrten Weg, dabei war Dahoud selbst als Flüchtling nach Deutschland gekommen. Kurz nach seiner Geburt in Amude waren seine Eltern mit ihm nach Deutschland eingewandert. Offiziell geboren ist er, wie so viele Migranten, am 1. Januar. 

Weil der Syrer unter Jogi Löw nur in Freundschaftsspielen zum Einsatz kam, ist ein Wechsel des Verbandes erlaubt. Er fühle sich nach wie vor „privilegiert“, in Deutschland leben zu dürfen. Es sei aber wichtig, „den Menschen in Syrien Freude zu bringen“, erklärte Dahoud. Daher sei der Einsatz für sein Geburtsland ein „Herzensprojekt“. Aber zurückgehen in das arabische Land will er dennoch nicht: „Deutschland ist mein Zuhause.“

Ich finde es gut, daß sich die Menschen mit ihrer Heimat identifizieren. Nur sollte der DFB aufhören, so zu tun, als wäre seine multikulturelle Mannschaft ein Zeichen für Identifikation. Das ist sie eben nicht – wie auch der Fall Özil und andere Beispiele zeigen.