© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/24 / 01. März 2024

Ovaherero gegen die Ovambo-Machthaber in Windhuk
Postkolonialer Streit in Namibia

Wie zu erwarten, hat die im Mai 2021 noch von der Merkel-Koalition akzeptierte Einstufung der militĂ€rischen Niederschlagung des Herero-Aufstandes in der einstigen Kolonie Deutsch-SĂŒdwestafrika als Völkermord dieses Kapitel genausowenig abgeschlossen wie die gleichzeitige Zahlung von 1,1 Milliarden Euro Wiedergutmachung. FĂŒr Nandiuasora Mazeingo, den Leiter der Ovaherero Genocide Foundation in Namibia, die die Erinnerung an das zwischen 1904 und 1908 Geschehene wachhalten möchte, ist der „Gerechtigkeit“ mit den Berliner Zahlungen fĂŒr „Wiederaufbau und Entwicklung“ lĂ€ngst nicht GenĂŒge getan. Seine gegenĂŒber der Gesellschaft fĂŒr bedrohte Völker geĂ€ußerte Kritik richtet sich aber nicht nur gegen die deutsche Politik, sondern einerseits gegen die in Namibia noch ansĂ€ssigen deutschen Farmer mit bis zu 20.000 Hektar großen Betrieben im traditionellen Siedlungsgebiet der Ovaherero, wĂ€hrend die Mehrheit seines Volkes dort in Reservaten lebe. Andererseits sei die Misere der Ovaherero auch den „Machthabern“ in Windhuk anzulasten, die seit der UnabhĂ€ngigkeit 1990 nur fĂŒr die Interessen ihrer eigenen Klientel in den „nördlichen Gemeinschaften“, der Bevölkerungsmehrheit der Ovambo, gesorgt hĂ€tten (FĂŒr Vielfalt. Zeitschrift fĂŒr Menschen- und Minderheitenrechte, 6/2023). (dg)  

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