© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 10/24 / 01. März 2024

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Wochenstart, Montag früh, sieben Uhr dreißig. Vor einer halben Stunde ist die Sonne aufgegangen, ihre Strahlen durchbrechen das Geäst, tauen den letzten Reif weg. Amseln und Meisen zwitschern vor sich hin, erste Krokusse sprießen. Es ist noch frisch, aber die Luft duftet bereits verführerisch nach „Frühlings Ankunft“ (August Heinrich Hoffmann von Fallersleben): „Frohe Hoffnung senkt sich nieder/ Auf die stumme trübe Welt./ Ja, nach langen Winterleiden/ Kehrt der Frühling uns zurück,/ Will die Welt in Freude kleiden,/ Will uns bringen neues Glück.“


Es ist schon ein paar Jährchen her, seit ich zuletzt im Berliner Naturkundemuseum gewesen bin. Tief in der Erinnerung haften geblieben ist jedoch, welche Faszination dort vor allem die Saurierskelette auf mich ausgeübt haben, allen voran die im Lichthof. Dort steht unter anderem das mit einer Höhe von über 13 Meter größte montierte Dinosaurierskelett der Welt, ein Brachiosaurus brancai (Giraffatitan). Seine Knochen fanden Forscher während der sogenannten Tendaguru-Expedition zwischen 1909 und 1913 in der damaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika (heute Tansania) unter der Leitung des Paläontologen Werner Janensch. Das alles ist nicht neu und vom Museum für Naturkunde Berlin selbst gut dokumentiert. Doch plötzlich sollen die Dinosaurier unter Rassismus-Verdacht stehen. Laut einer in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichten Studie von Wissenschaftlern um die Paläobiologin Emma Dunne von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg seien eine Reihe von Dino-Bezeichnungen vor einem kolonialistischen Hintergrund entstanden; andere wiederum seien nach „umstrittenen Persönlichkeiten“ benannt. Herrje, der Schwachsinn höret nimmer auf. 

US-Autor John Grisham hat seinen Romanhelden aus „Die Firma“ wieder aufleben lassen.

„Die Katastrophe fängt damit an, daß man aus dem Bett steigt.“ (Thomas Bernhard, österreichischer Dramatiker [1931–1989], in seinem Roman „Verstörung“)


Vorfreude auf einen Thriller: Anfang der 1990er Jahre begründete der US-amerikanische Anwalt John Grisham mit dem Justizroman „Die Firma“ seine Schriftstellerkarriere. Darin geht es um den jungen Harvard-Absolventen Mitch McDeere, der sich mit Mafia-Verstrickungen rund um die ihn einstellende Kanzlei und mit dem FBI herumplagen muß. Der Stoff wurde kongenial von Sydney Pollack verfilmt, die Hauptrolle spielte Tom Cruise, an seiner Seite Holly Hunter und Gene Hackman. Jetzt hat Grisham mit „Die Entführung“ seinen alten Helden Mitch erneut aufleben lassen. Laut Verlagsangaben soll er durch eine immense Lösegeldzahlung eine Geiselnahme beenden. Das Buch wurde soeben ausgeliefert.

John Grisham: Die Entführung. Roman. Heyne Verlag, München 2024, gebunden, 384 Seiten, 24 Euro