© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/24 / 12. Januar 2024

Es geschieht am hellichten Tag
Michael Klonovsky nimmt den aktuellen Wahnsinn aufs Korn
Gero Sonntag

Michael Klonovsky hat es wieder getan, ein neues Buch: „Rote Linien“. Es ist wieder eine Aufarbeitung seiner Gedanken, die zu den schärfsten Analysen im konservativen Milieu gehören. Und so ist es eine Sammlung von Texten zu verschiedensten Themen geworden. Doch diesmal sind sie aktueller, mehr dem Tagesgeschen zugewandt als seine vorherigen Essays und Aphorismensammlungen. 

In dem elf Aufsätze umfassenden Werk nimmt er mit gewohntem Zynismus den aktuellen Wahnsinn unserer Gesellschaft aufs Korn und rechnet mit dem ideologisch aufgehetzten Mainstream ab. Dabei greift er Themen wie Migration, Gendern, Klimapolitik und das Handeln der aktuellen Regierung auf, die ihren propagierten Haß auf den neuen Staatsfeind Haß keineswegs widersprüchlich findet – also einmal die gesamte Hitparade! Da fragt man sich als guter Konservativer: „Was soll nur werden?“ Eine positive oder negative Beantwortung dieser Frage überläßt der heute in Berlin als politischer Berater tätige Autor großzügig dem Leser. Weil wir nun einmal in einer Zeit leben, in der nicht nur die Luft von Gegenwart und Zukunft, sondern auch die der Vergangenheit gesäubert werden muß, nimmt er sich auch dieser Aufgabe an. Etwa der Frage nach der Rolle der Europäer im Kolonialismus und der des deutschen und seiner Verbrechen im Besonderen. Oder er geht dem Anteil des „Sozialismus“ im Nationalsozialismus auf den Grund. Auch auf die von links gern gestellte Frage, was das deutsche Volk überhaupt sei, geht er scharfsinnig ein.

Das vergnügliche Leseerlebnis täuscht aber nicht über die Ernsthaftigkeit der Themen hinweg. Ganz im Gegenteil: Man wird von Klonovsky um so mehr in die Texte gesogen. Dabei werden immer wieder Belege und Einschübe aus verschiedensten Quellen eingewoben, so wie über den Sexismus als anthropologische Konstante. Egal ob es sich dabei um vergessene Standardwerke der Geschichte, Bücher linker pseudointellektueller Professoren oder Twitter-Mitteilungen handelt. Das Buch dient der Unterhaltung, kann aber auch als Argumentationsgrundlage in alltäglichen Diskussionen dienen. Das ist nicht verwunderlich, denn der Ursprung dieser Texte liegt in einer Anzahl von Videopodcasts „Acta diurna live“, die Michael Klonovsky über den Zeitraum von einigen Monaten im Jahr 2022 auf der US-amerikanischen Medienplattform Gettr veröffentlicht hat. Diese einstündigen Videos sind auf Gettr nachzusehen und sowohl durch ihre Länge als auch durch Klonovskys Gäste tiefergehender. „Rote Linien“ ist auch eine Empfehlung für diejenigen, die Klonovskys Blog nicht regelmäßig verfolgen. 

Michael Klonovsky: Rote Linien. Acta diurna live. Manuscriptum Verlagsbuchhandlung, Lüdinghausen 2023, gebunden, 216 Seiten, 24 Euro