© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/24 / 05. Januar 2024

Haltungsnote
„Nur unsere Pflicht getan“
Vincent Steinkohl

Ein Staat ist die Summe seiner Bürger. Gerade in Krisenzeiten kann Zivilcourage den Unterschied machen zwischen Ordnung und Chaos. Ein Beispiel dafür lieferten zwei Landwirte und ihr Nachbar im bayerischen Berchtesgaden Ende Dezember. Der 61jährige Hans H. entdeckt im Morgengrauen einen Transporter, beladen mit Migranten. H. zur Bild-Zeitung: „Der stand schon um 6.30 Uhr mit seinem Transporter bei uns auf dem Gelände, war dann wieder weg. Um 9 Uhr war er wieder da, dann sind die Männer alle weggerannt in den Wald.“ Wo andere die Situation für erledigt gehalten hätten, wird H. erst aktiv. Er instruiert seinen 25jährigen Sohn: „Hol den Traktor, wir sperren die Zufahrt ab.“ Zusätzlich errichten sie einen Bauzaun, um den serbischen Schleuser aufzuhalten – der fährt „mit vollem Karacho“ los. H. erinnert sich: „Ich habe gedacht, der fährt uns über den Haufen.“ Doch das Fahrzeug kommt nach wenigen Metern zum Stehen. Vater, Sohn und ein Nachbar zögern nicht lange. „Mein Sohn ist rechts ins Auto, ich links, und wir haben den rausgeholt. Wir haben ihn auf die Straße gebracht und festgehalten.“

Kurz darauf kommt die Polizei und nimmt den Serben fest. Doch auch für den Landwirt könnte der Vorfall Folgen haben. Weil der Schleuser von H. geschlagen worden sein will, ermittelt die Staatsanwaltschaft. Der Landwirt beteuert seine Unschuld und betont: „Wir haben doch nur unsere Pflicht als Bürger getan.“ Solche Staatsbürger lassen hoffen.