© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/24 / 05. Januar 2024

Umwelt
Das Spiel mit dem Feuer
Bernd Rademacher

Wegen des „Klimaschutzes“ will die Politik mehr Häuser in Holzbauweise. Aus gutem Grund gelten dafür strenge Brandschutzauflagen. Die sollen nun aufgeweicht werden – gegen den Rat von Feuerwehr-Experten. Laut der bundesweiten Muster-Holzbau-Richtlinie (MHolzBauRL) ist sichtbares Holz nur an der Decke oder höchstens einem Viertel der Innenwände erlaubt. In Fluchtwegen wie Treppenbereichen muß es mit Gipskarton verkleidet sein. Doch manche Behörden gestatten Ausnahmen, so im grün-schwarzen Baden-Württemberg, das sich gern als „Vorbild im klimafreundlichen Bauen mit Holz“ darstellt. Im Brandschutz sieht man ein lästiges Hemmnis und möchte mehr Spielraum für Genehmigungen. Auch die deutsche Holzbauwirtschaft sieht Brandschutzvorgaben „übersteigert“. Darum begrüßt man die Aufhebung der Maximalhöhe von 13 Metern für Massiv-Holzhäuser.

Ein Glimmen und schwelen des Materials hinter der Wandverkleidung ist von außen nicht erkennbar.

Das allein wäre eventuell vertretbar, doch nun geht es auch um die „Verwendung biogener Dämmstoffe“ – sprich: aus brennbaren Holzfasern oder Zellulose in einem Holzrahmengebäude mit hölzernen Decken und Wänden. Das halten Brandschutzfachleute für „schon fast grob fahrlässig“. Brände von Gebäuden mit Holzfaserdämmung sind schwierig zu löschen. Grund: Ein Glimmen und schwelen des Materials hinter der Wandverkleidung – ausgelöst etwa durch defekte Stromleitungen – ist von außen nicht erkennbar. Dafür setzen solche Glimmbrände giftiges Kohlenmonoxid (CO) in den Räumen frei. Ein Rauchmelder bliebe dabei stumm. Zur Brandbekämpfung müßte die Feuerwehr die Wände mit Kettensägen öffnen und das Material herausziehen. Ein mehrstöckiges Holzrahmengebäude könnte dabei einstürzen. Zudem sind die Holzfasern gegen Feuchtigkeit imprägniert. Die Feuerwehren in Baden-Württemberg warnen, das langwierige Einsätze auch mehr Personal erfordern, das bereits jetzt knapp ist. Das Innenministerium dagegen versteht die Aufregung nicht. Die Feuerwehr brauche höchstens „mehr Löschwasser“.