© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/24 / 05. Januar 2024

Blick in die Medien
GEZ-Vorteil auf Youtube
Gil Barkei

Youtube spielt auch für klassische TV-Sender und Medienhäuser bei der Ansprache junger Zielgruppen eine zunehmende Rolle. Hier finden Teenies zusätzlich unprofessionelle Hobby-Filmemacher, Kurzclips und angesagte (internationale) Kanäle, die in den Mediatheken trotz all der hippen Gestaltung nicht zu finden sind. Und Youtube ist im Vergleich zu Streamingdiensten wie Netflix, Disney und Amazon umsonst.

Da wollen neben dem Privatfernsehen sowie SpiegelTV und Co. natürlich auch die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (ÖRR) einen Stück vom Kuchen abbekommen. Mit Erfolg: Arte hat fast zwei Millionen Abonnenten, die „Tagesschau“ bald 1,5 Millionen, „ZDF heute“ gut eine Million und der ARD-Kanal immerhin 788.000. Zum Vergleich: SternTV zum Beispiel hat 483.000 Abonnenten.

Lieber Werbeclips nach freier Entscheidung ertragen, als Gebühren durch Zwang zahlen.

Wohlgemerkt: Es sind eben nicht nur die Formate des Funk-Jugendnetzwerks von ARD und ZDF, die sinngemäß in den digitalen Raum des US-Videoportals vorstoßen, sondern vermehrt die alten Hasen der linearen Steinzeit: „Monitor“, „Weltspiegel“, „Sportschau“. Dazu kommen Spartenkanäle wie „RBB Doku“, „ARD Reisen“, „MDR Investigativ“ oder „WDR Comedy & Satire“, die gleich mehrere Sendungen bündeln.

Dabei hat die geballte Acht-Milliarden-Zwangsgebühren-Power einen entscheidenden „Pushfaktor“. Da die Anbieter öffentlich-rechtlich sind, dürfen sie per Gesetz keine nervige Youtube-Werbung schalten. Hört sich angesichts der Abos und Klicks erstmal blöd für den ÖRR an und gefällt den Zuschauern. Doch was des einen Freud ist des anderen Leid. Denn durch den Wegfall der Nutzer verschreckenden Reklame haben ARD und ZDF einen erheblichen Wettbewerbsvorteil im Vergleich zu privaten Verlagen und TV-Kanälen. Dafür bekommen Focus, ProSieben, Sat.1 und wie sie alle heißen natürlich Werbeeinnahmen, und viele Formate werden trotz Unterbrechungen fleißig angeklickt. 

Doch es bleibt die Frage: Warum stellen sich die Anstalten nicht voll und ganz dem Wettbewerb? Gestattet dem ÖRR alle Reklamemöglichkeiten, aber schafft dafür den Beitragsservice ab. Lieber Youtube-Werbung nach freier Entscheidung ertragen, als Gebühren durch Zwang zahlen müssen.