© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/23 / 17. November 2023

CD-Kritik: César Franck – Hulda
Pariser Nordmänner
Jens Knorr

Was eine echte Familienfehde ist, da bleibt am Ende keiner übrig, und im Norwegen des Jahres 1100 noch nicht einmal keiner. Hulda, die Überlebende vierer Akte des Zwistes zweier Sippen, der Hustawicks und der Aslaks, stürzt sich im Epilog in die Fluten eines Sees. Der Name dieser Titelfigur der französischen romantischen Oper ist übrigens wie geschrieben auszusprechen. Denn das Libretto gründet auf dem frühen Schauspiel des norwegischen Dramatikers Bjørnstjerne Bjørnson „Halte-Hulda“. Der französische Komponist deutsch-belgischer Abstammung César Franck hat es sich auf die Situationsmodelle einer Grand opéra zurechtschneidern lassen: mit Gebets-, Massen- und Kampfszene, Brautzug, Liebesduett, Naturbild, das große Ballett nicht zu vergessen. Die Partitur beendete Franck 1885, aber erst Jahre nach Francks Tod erlangte „Hulda“ ein kurzes Scheinbühnenleben.

Doch da gibt es noch das Centre de musique romantique française mit Sitz in Venedig. Für dessen „Collection Opéra français“ wurde unter dem Dirigat von Gergely Madaras mit dem Orchestre Philharmonique Royal de Liège, dem Chœur de Chambre de Namur eine hilfreiche Einspielung dieser verspäteten Grand opéra veranstaltet. Das exzellente Solistenensemble führen drei Sopranistinnen an, Jennifer Holloway in der Titelrolle, Véronique Gens als Gudrun sowie Judith van Wanroij als Swanhilde.

Nur auf dem Theater dürfte der schwelgerische Nordmännerkitsch, die Frauen nicht vergessen, kaum funktionieren. Aber muß denn immer alles nur funktionieren?

César Franck Hulda 3 CDs – 164 Seiten Bru Zane 2023

 https://bru-zane.com