© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/23 / 27. Oktober 2023

Meldungen

Standortverlagerungen in der Chemieindustrie

WIESBADEN. Der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) rechnet bei anhaltend hohen Energiepreisen mit Arbeitsplatzverlusten und Standortverlagerungen. „Investitionen werden in unserer Branche immer weniger in Deutschland getätigt“, warnte BAVC-Präsident Kai Beckmann im Handelsblatt. Die heimische Ammoniakproduktion stehe schon auf der Kippe. „Die deutsche Chemieproduktion ist von 2018 bis zur ersten Hälfte dieses Jahres um 20 Prozent zurückgegangen. Und das Minus ist nicht allein durch einen entsprechenden Nachfragerückgang bedingt, sondern spiegelt auch Verlagerungen ins Ausland wider“, erläuterte das Vorstandsmitglied des Chemie- und Pharmaunternehmens Merck KGaA. „Wenn die Chemie abwandert, ist das irreversibel. Merck kommt auf sieben Prozent Umsatzanteil in Deutschland, die Chemiebranche insgesamt auf unter 30 Prozent. Das heißt, unsere Kunden und Lieferanten sind ohnehin längst im Ausland.“ Die Chemieindustrie neige nicht zum Dramatisieren und reagiere nicht überstürzt, „aber die negativen Standortfaktoren häufen sich aktuell dermaßen, daß Investitionsentscheidungen nur noch selten zugunsten von Deutschland ausfallen“, so Beckmann. Der Leerlauf in der Produktion werde sich auch am Arbeitsmarkt niederschlagen. (fis)

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Gastgewerbe: Vor-Corona-Niveau noch nicht erreicht

DÜSSELDORF. Vor Corona waren 2,3 Millionen Beschäftigte im Gastgewerbe tätig. 2020 waren es 1,9 Millionen – trotz Kurzarbeit und anderer Staatshilfen. Erst 2022 überschritt die Beschäftigtenzahl wieder die Zwei-Millionen-Grenze. Davon war etwa die Hälfte sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das geht aus der „Branchenanalyse Gastgewerbe“ der Hans-Böckler-Stiftung hervor (Working Paper Forschungsförderung 301/23). 2020 und 2021 haben je 215.000 Beschäftigte die Gastrobranche verlassen, meist in den Einzelhandel, in Logistikberufe und die Lebensmittel- oder Reinigungsbranche. Die Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro habe das Gastgewerbe kaum attraktiver gemacht, die hohe Inflation habe die gewonnene Kaufkraft aufgezehrt. Und regelmäßige Überstunden, Zeitdruck und enorme Anforderungen an die Flexibilität würden die Beschäftigten „schlauchen“. (fis)

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Zahl der Woche 

Von 5,2 auf 4,3 Prozent ist die Inflation im Euroraum gesunken. Im September 2022 hatte der harmonisierte EU-Verbraucherpreisindex (HVPI) bei +9,9 Prozent gelegen. Preistreiber waren Lebensmittel (+8,8 Prozent). Die höchste Geldentwertung hatten die Slowakei (9,0 Prozent), Kroatien (7,4), Slowenien (7,1) sowie Österreich und Frankreich (je 5,7). Deutschland und Zypern lagen im Mittelfeld (je 4,3). Am niedrigsten war der Kaufkraftverlust in Finnland (3,0), Griechenland (2,4) und Belgien (0,7). In den Niederlanden gab es Deflation (-0,3 Prozent). Quelle: Eurostat