© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/23 / 27. Oktober 2023

Landtagswahl in Südtirol schwächt SVP
Komplizierter, aber konservativer
Lukas Steinwandter

Ein Vergleich verdeutlicht die Aussagekraft dieser Wahl: Bei der Landtagswahl 2003 erhielt die Südtiroler Volkspartei (SVP) 56 Prozent der Stimmen und 21 Mandate. 20 Jahre später votieren nur noch 35 Prozent der Südtiroler für die SVP, die 13 der stets 35 Abgeordneten stellt. Doch die Zäsur reicht tiefer: Zum ersten Mal ziehen zwölf Listen ein und die SVP muß mit einer weiteren deutschsprachigen Partei koalieren. Weil gemäß ethnischem Proporz auch Italiener (und Ladiner) an der Regierung beteiligt sein müssen, wird es also mindestens auf eine Dreier-, wenn nicht sogar auf eine Vierer-Koalition hinauslaufen.

Regierungsfindung und Regieren werden kein Zuckerschlecken. Mitte-Links oder Mitte-Rechts wäre möglich. Doch die Volkspartei wäre töricht, ginge sie mit Grünen und Roten zusammen. Denn die große Überraschung war die Mandatsverdopplung der patriotischen Süd-Tiroler Freiheit und die auf Anhieb zwei Sitze erringende Liste von Ex-Schützenkommandant und Corona-Rebell Jürgen Wirth Anderlan. Stärkste italienische Partei wurden die in Rom regierenden Fratelli d’Italia – ein guter Draht zu ihnen könnte Südtirol helfen. Und weil bei der zerstrittenen SVP einige progressive Kandidaten den Einzug verfehlten, könnte die neue Regierung zwar komplizierter formiert, aber konservativer in der Ausrichtung werden. Angesichts der Herausforderungen ist das bitter nötig.






Lukas Steinwandter ist Südtiroler und Chefredakteur des Onlinemagazins Corrigenda