© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/23 / 22. September 2023

Leserbriefe

Zu: „Die Kronjuwelen verjubelt“ von Markus Brandstetter, JF 38/23

Bundesregierung bringt Bürgersedierung

Obwohl die Zahlen bekannt sind, ist man immer wieder erschüttert, wenn man sie ausgebreitet sieht, wie in diesem Leitartikel. Was noch mehr erschüttert, ist jedoch die Chuzpe, mit der die Regierung dem Untergang der deutschen Wirtschaft zusieht. In diesem Zusammenhang steht man staunend vor der Aussage unseres Kanzlers: „der Aufstieg der deutschen Wirtschaft hat begonnen“. Ist das nun blindes Unwissen (kaum vorstellbar) oder Verhöhnung der deutschen Bürger? Auch unser Wirtschaftsminister trägt wacker und offfensichtlich mit voller Absicht zum Niedergang der deutschen Wirtschaft bei, unnötig hier nochmals sein Tun zu erläutern. Das Stichwort „Energiepolitik“ steht für sein Versagen, wobei nicht vergessen werden sollte, daß das meiste, was die heutige traurige Situation ausmacht, von der Regierung Merkel angeschoben worden ist. 

Was hier aber immer unverständlicher wird, ist das Verhalten unserer Wirtschaftsführer. Von ihnen kommt von Zeit zu Zeit nur ein laues Lüftchen des Einwandes, statt die Bürger aufzurütteln, vor allem die Jugend, was ihnen in der Zukunft blühen wird. Auf den Verbandstagungen werden unsere Spitzenpolitiker, vorneweg Kanzler und Wirtschaftsminister, hofiert und für ihre Klimapolitik gelobt, statt sich die Teilnahme der Genannten als Verantwortliche für die Situation zu verbitten. Auch die „Mainstram-Medien“ tragen maßgeblich zur Bürgersedierung bei. Es wirkt gerade so, als würde der Niedergang des produzierenden Gewerbes in Deutschland von unserer Regierung gewollt und bewußt herbeigeführt.

Jürgen Schmidt, Ettlingen




Tollhaus oder Narrenschiff

In der Tat, der Abstieg des Landes zeigt sich an allen Ecken und Enden. Hafenmolen verwaisen. Laderampen veröden. Mißmut breitet sich aus. Nur die Preise steigen. Inmitten der Trübnis kann sich der unfähigste aller bisherigen Wirtschaftsminister Robert Habeck im Fernsehen hinstellen und seinen Bockmist loben, ein Heizungsgesetz, das außer einigen verrückten Grünen jeder für schädlich erachten muß. Dem Pfusch, genannt Energiewende, haben die „Hidden Champions“ jahrelang zugeschaut. Statt vernehmlich auf den Tisch zu hauen, machen sie sich also ans Auswandern. Offenbar ist es bei den „Kronjuwelen“ mit der Vaterlandsliebe auch nicht viel weiter her als bei dem Kinderbuchschreiber. Der Frau in der Außenministerrolle sind die Wähler Wurscht, wie sie selber sagt. Der Mann im Kanzlerfach hat vor allem erhebliche Gedächtnisschwächen und für die Sorgen der Bürger nur ein Lächeln. Ein Liebhaber von Schauermärchen, dem Namen nach für Gesundheit zuständig, macht die Leute krank. Eine Innenministerin auf Abruf  springt mit Recht und Gesetz nach Belieben um. Ein Gummilöwe an der Spitze der größten Oppositionspartei beschäftigt sich mit dem Bau von Brandmauern. Tollhaus oder Narrenschiff, das ist hier die Frage.

Volker Wittmann, Philippsburg






Zu: „ʻEs ist ein Kulturkampfʼ“, im Gespräch mit Hannes Gnauck, JF 38/23

Auf den Scheiterhaufen mit ihm

Wie ein scharfsinniger Verfassungsschutz-Inquisitor von Haldenwangs Gnaden trifft Moritz Schwarz im JF-Interview gleich mit der ersten Frage pfeilgenau ins dunkle Herz des Vorsitzenden der Jungen Alternative: „Warum wollen Sie die freiheitlich-demokratische Grundordnung stürzen?“ – „Das will ich nicht“, antwortet direkt der so befragte Hannes Gnauck. Mit anderen Worten, er leugnet es, wie alle bösen Verfassungsfeinde es tun. Er leugnet es! Teuflischer und offenbarer kann er seine gesichert extremistische Verfassungsfeindlichkeit nicht verstecken. Auf den Scheiterhaufen mit ihm!

Toni Wenzel, München




Semantische Streumunition eingesetzt

Das erinnert mich an das Interview mit Alice Weidel. Kann das „Opfer“ nicht gestellt werden, wird semantische Streumunition eingesetzt, um das Interview zu finalisieren. Anstößig und abschreckend zugleich.

Herbert Otten, Hamburg






Zum Leserbrief: „In den 80er Jahren gängige Sprüche“ von Markus Speer, JF 38/23

Bis in die Todesstunde verfolgt

Im Gegensatz zu Herrn Speer habe ich, Jahrgang 47, Schüler in den 50/60er Jahren und später (Abitur auf dem zweiten Bildungsweg) mit meinen Lehrern andere Erfahrungen gemacht. Ich nahm aus meiner Volksschulzeit für mein Leben das Beispiel meines Lehrers, aus Afrika mit einer Malaria zurückgekehrt, mit: Ihr Buben, was war, könnt ihr nicht ändern. Ihr müßt gucken, daß totalitäres Gedankengut bei uns keinen Platz mehr bekommt. Ich war Landser-Leser, als 14-, 15jähriger. Sympathien entwickelte ich wie mein Bruder für den unseligen Gröfaz nie. Um auf meine Erfahrungen mit den Soldaten zu sprechen zu kommen: Als Besucher unseres Stammtisches lauschte ich unzähligen Berichten früherer Weltkriegssoldaten. Sie sprachen vom Leid im Schützengraben, von den Verwundeten, den Toten. Lobeshymnen auf den Gröfaz vernahm ich nie. Meinen Vater verfolgten die Erlebnisse als „Sommerresidenzler“ in der Ukraine bis in seine Todesstunde. Und jetzt zu Aiwanger: Dumme Sprüche haben auch wir gemacht. Daß aber ein tadelsfreies Leben, ohne auch nur Anklänge an irgendeinen Antisemitismus zu haben, jetzt kaputtgemacht werden soll, ist unwürdig. Verjährung (selbst für schweren Raub), Jugendschutz, geschützter Raum der Schule? Alles Makulatur? Nein, so nicht!

Walter Knoch, Speyer






Zu: „Kabinenklatsch / Aus anderem Holz geschnitzt“ von Ronald Berthold, JF 38/23

Faustdicke Überraschungen

Zur sportlichen Talfahrt des bundesdeutschen Spitzensports sei angemerkt: Im Juli 2023 fand in Mannheim/Baden-Württemberg die Weltmeisterschaft der Männer statt, im August 2023 in Grieskirchen/Oberösterreich die Europameisterschaft der Frauen: In beiden Fällen errangen vor Tausenden begeisterter Zuschauer den Titel die Mannschaften Deutschlands. In den bundesdeutschen Medien wurde darüber nichts berichtet, das österreichische Fernsehen übertrug alle Spiele direkt. Die Sportart? Faustball!

Alexander Ehm, Schardenberg/Oberösterreich






Zum Schwerpunktthema: „Ende einer Kampagne?“, JF 37/23

Um den Anfängen zu wehren istʼs zu spät

Das schiere Ausmaß an Denunziation, das mittlerweile in unserem Land um sich greift, als politisches Instrumentarium genutzt wie in der DDR, ist unerträglich. Stichworte mögen hier das „Hinweisgeberschutzgesetz“ der Ampelregierung sein oder die sich ausbreitenden Meldestellen, etwa in Hessen, wo zu anonymer Denunziation aufgerufen wird.

Einem Staat, der seine Bürger dazu auffordert, anonym zu bespitzeln und damit die niedersten Instinkte des Menschen zu goutieren, muß Einhalt geboten werden, geht doch in den meisten Fällen der Denunziant straffrei aus, während der zu Unrecht Denunzierte existentiellen oder sozialen Schaden nimmt. Die Kombination von Politischer Korrektheit, ideologisch agierender Presse und Denunziantentum ist eine höchst gefährliche Mischung. Die Beispiele der letzten Zeit wie Aiwanger, Schönbohm, Krall, Maaßen usw. zeigen eine beunruhigende Erosion unseres Rechtsstaats. Wir müssen uns mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen wehren und seien es auch Petitionen oder Protestmärsche. Es heißt nicht mehr „Wehret den Anfängen“, wir sind schon mittendrin!

Hans Zechlin, Weinböhla




Balken im eigenen Auge übersehen

Daß ein der SPD nahestehender Deutschlehrer, der mit dem Flugblatt einen ehemaligen Schüler noch in seinem jetzigen Leben quält und dabei weitgehend geschont wird, obwohl er mit seinem Handeln gegen das Lehrer-Dienstrecht verstieß, gibt zu denken. 

Muß nicht auch etwas in der Geschichtsaufarbeitung falsch gelaufen sein, wenn eine jugendliche Verfehlung vor über 30 Jahren wie im Fall Aiwanger zu Regierungskrisen führt? Die Ankläger hier sollten sich vorher mit den Balken im eigenen Auge beschäftigen. Es ist auch ohne Grundwissen der Aggressionsforschung leicht nachvollziehbar, daß junge Leute zu Gegenreaktionen neigen, wenn sie wiederholt mit Verbrechen des Dritten Reiches konfrontiert werden (etwa mit ostentativen Besuchen in Dachau und Auschwitz), wofür sie selbst nicht verantwortlich gemacht werden können. Es wäre sinnvoll, würden ihnen stärker positive Helden wie Oskar Schindler, der lange unbekannt blieb, als Vorbilder vor Augen geführt. Hat nicht auch das demonstrative Holocaustdenkmal in Berlin die massive Judenvernichtung in Deutschland einzementiert? So ist es nachvollziehbar, daß nicht wenige Deutsche glauben, sie müßten allein die moralischen Weltmeister in der Schuldabtragung sein.

Simon Kirschner, Gaimersheim




An die DDR-Diktatur erinnernd

Es ist unglaublich, daß es für den Lohnschreiber Wolfgang Krach von der Süddeutschen Zeitung absolut nicht mehr von Bedeutung ist, ob Herr Aiwanger das menschenverachtende Flugblatt damals selbst verfaßte oder ob er es „bloß“ in seiner Schultasche transportierte. Und es stellt auch für die heutigen Leitmedien kein Problem dar, wenn der Transporteur eines Produktes gleich noch zu dessen Produzent erklärt und angeklagt wird. Und Lohnschreiber Krach hat mit dieser mutmaßlichen Falschmeldung kein Problem, genausowenig wie einstige DDR-Presseorgane in Sachsen, die dem Volk im Spätsommer 2018 ein Märchen über eine angebliche Hetzjagd deutscher Rechter auf Ausländer auftischen wollten. Diese Vorfälle und Mechanismen erinnern immer mehr an die Berichterstattung des Neuen Deutschland in der DDR-Diktatur. Damals sprach man jedoch nicht vom „Journalisten-Kodex“, sondern davon, daß die Wahrheit „Klassencharakter besitzt“. So etwas hätte ich nie und nimmer ab 1990 in Deutschland für möglich gehalten.

Dr.-Ing. Reinhard Klötzer, Mittelbach




Der Schuß ging nach hinten los

Zuletzt zeigt die Causa Aiwanger den Charakter der „woken“ Medien und Politiker, denen in ihren Artikeln und Reden der pharisäische Geifer aus den wutgefletschten Mündern spritzte. In Anlehnung an den Spruch „Rache für Sadowa“, der nach dem schnellen Sieg der Preußen über die Habsburger in Frankreich die Runde machte, sollte es wohl dieses Mal „Rache für Erding“ heißen. Das ist jedoch Gott sei Dank total mißlungen. 

So war das ein Schuß nach hinten, der den Pädagogen, den woken Mainstreammedien und den rot-grün-gelben Politikern mehr geschadet hat als dem Ruf Bayerns in der Welt.

Auenhammer Josef, Oberhausen




Ohne Bayern keine Überlebenschance

Die Berliner Lackaffen würden keinen Tag ohne Alimente aus Bayern überleben. Diese links-grünen Tugendwächter echauffieren sich über die bayerische Lebensart. Mit der links-grünen Moral ist das aber überhaupt nicht kompatibel! Denn die Lebensweise der Indigenen ist zu respektieren! Gleichgültig ob das die Indianer oder Eskimos betrifft oder Erding. Diese Berliner Klugscheißer gehen mir gewaltig auf den Sack! Sie sollten erstmal ihr eigenes versudeltes Haus in Ordnung bringen, ehe sie über die Bayern herfallen. Niemand dürfte Menschen, die vor 35 Jahren einen Mord begingen und ihre Strafe abgesessen haben, noch damit behelligen. Die links-grüne Kamarilla würde aufschreien; besonders dann, wenn es sich um einen Migranten handeln würde. Herr Aiwanger erhält jetzt erst recht meine Stimme.

Christa Wolf, Nürnberg






Zu: „Solidarität bei Brezn, Bier und Blasmusik“ von Hinrich Rohbohm, JF 37/23

Demonstrativ(pronomen)

Hinrich Rohbohm berichtet über ein vermeintliches Bekenntnis von Friedrich Merz: „Die Grünen können kein Koalitionspartner für die Union sein.“ Das ist nach meiner Erinnerung falsch zitiert. Merz sagte, aus Unionssicht wohlfeil: „Diese Grünen können kein Koalitionspartner für die Union sein.“ Und damit ist wieder alles klar.

Michael Thieken, Bochum






Zu: „Richtung unchristliche grüne Hegemonie?“ von Jens Miethke, JF 37/23

Andere Medaillenseite: Antike Philosophie

Mich würde interessieren, wie der Autor darauf kommt, das Feld Ehe und Familie böte die „vielfältigsten Bezüge für eine dezidiert christliche Politik“. Indem man seine Position einfach als die christliche bezeichnet, macht man es sich sehr einfach. Christlich ist nicht gleich konservativ. Was dieser Artikel jedoch überhaupt nicht thematisiert, sind finanzielle Aspekte. Wer es sich nun auf die Fahnen schreiben möchte, eine christliche Politik zu vertreten, der sollte schon die zahlreichen Bibelstellen berücksichtigen, in denen Jesus das Anhäufen von weltlichen Reichtümern kritisiert (z.B. im Gleichnis des Bauern, der seine Scheune abreißt, um eine größere zu bauen). Hier ließe sich bei der CDU sicher so einiges bemängeln. Wenngleich die Wurzeln unserer Kultur natürlich im Christentum liegen, so fußen sie jedoch auch, und das wird meines Erachtens nicht oft genug hervorgehoben, in der Philosophie der Antike. Christlicher Glaube und antike Philosophie haben das hervorgebracht, was wir heute unsere abendländische Kultur nennen. 

Valentin Glaser, Bad Elster