Der seit Gründung des Staates Israel andauernde Nahost-Konflikt zwischen Juden und arabischen Palästinensern steckt nach Einschätzung von Steffi Hentschke, Zeit-Korrespondentin in Tel Aviv, endgültig in einer Sackgasse, in der „Wenden unmöglich“ sei (Internationale Politik, 3-4/2023). Schon 2022 weist eine extrem blutige Bilanz aus, als 146 Palästinenser im Westjordanland als Opfer israelischer Anti-Terror-Einsätze starben. Im Januar 2023 drehte sich die Gewaltspirale sofort weiter, als ein Palästinenser die jüdische Siedlung Neve Yaakov in Ost-Jerusalem angriff und sieben Israelis erschoß. Die Zustimmung beider Konfliktparteien für die international favorisierte Zwei-Staaten-Lösung sei auf ein historisches Tief gesunken. Ebenso lasse sich auf beiden Seiten eine Radikalisierung der Jugend beobachten. Auch wegen der angeheizten religiösen Aufladung der Auseinandersetzung: „Es geht damit nicht mehr um Territorien, sondern um die religiöse Bedeutung dieser Gebiete.“ Im Zentrum des palästinensischen Terrors stünden daher jüdisch-religiöse Israelis und Siedler, was die „moralische Rechtfertigung“ dieser Attacken erleichtere. Gefangen in Narrativen von ihrem jeweils exklusiven Daseinsrecht im umkämpften Land, scheinen die Parteien auf einen „religiösen Krieg“ zuzusteuern.